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Rita McBride (*1960, Des Moines, Iowa), seit 2003 Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf, zählt international zu den bedeutenden Künstler:innen ihrer Generation. Ihr bildhauerisches, installatives, performatives und publizistisches Werk brachte in den vergangenen Jahren einen neuen, sehr komplexen Begriff von Skulptur hervor, der die gesellschaftliche Rolle von bildender Kunst erneut zur Diskussion stellt.

Das Museum Abteiberg realisiert die erste Einzelausstellung McBrides in einem deutschen Museum – acht Jahre nach ihrer Ausstellung „Werkshow“ im Jahr 2000 (Kunsthalle Baden-Baden, Neuer Aachener Kunstverein) und der herausragenden Zahl internationaler Ausstellungen in den USA und Europa ein wohl überfälliges Vorhaben, das die Relevanz dieser Künstlerin einer breiteren Öffentlichkeit darstellen wird.

In der Wahrnehmung vieler Betrachter:innen ist Rita McBride Bildhauerin. Doch wenngleich sie seit Beginn ihrer künstlerischen Arbeit viele skulpturale Objekte produziert, geht es in ihrem Werk nicht mehr um das Objekt selbst. Vielmehr geht es um Situationen und Bühnen, die aus ihm entstehen, auch um Performance und Text, Handlung und Fiktion, die um ein Objekt herum bzw. mit ihm geschehen. Betrachtet man diese Gebundenheit der Objekte McBrides, die seit den Anfängen um 1990 immer aufs Neue sichtbar wird, so lässt sich ihr Werk als ein Beitrag zur „relationalen Ästhetik“ lesen, der seinerzeit für die Praxis einer neuen künstlerischen Generation geschrieben wurde, und wenn man die spezifische Relation der Objekte McBrides in wenigen prägnanten Worten fassen will, so handelt sie von Design, Architektur und öffentlichen Räumen. Public Works, zu deutsch öffentliche Arbeiten, ist demnach nicht nur als eine Formulierung für die sichtbar gewordenen, weil aus dem Atelier „veröffentlichten“ Objekte McBrides zu verstehen, sondern muss viel komplexer und in allen möglichen Bezügen dieser beiden Wörter „public“ und „works“ gelesen werden. Alles, was hier präsentiert wird, hat seinen Ursprung irgendwo anders als in der Skulptur: in der Öffentlichkeit, in ihren Räumen, ihrem aktuellen Handeln, ihren Zeichen – der konkrete Begriff hierfür bildet sich in einer aktivierten Formulierungsvariante, die das Adjektiv „public“ zum Subjekt einer Feststellung macht: „(The) public works“, zu deutsch „Die Öffentlichkeit arbeitet“ oder auch zum Subjekt einer Botschaft, die wiederum aus der Werbebranche stammen könnte: „Öffentlichkeit wirkt“.

In der speziell auf die Architektur des Museums Abteiberg abgestimmten weiträumigen Ausstellung zeigt McBride unter anderem die Objektserien Panels (2000–2002), Manager (2004–2008) und Templates (2006–2008) sowie das Modell und die vielzähligen Darstellungs- und Simulationsmedien ihrer spektakulären Außenskulptur Mae West für den Effnerplatz in München (Entwurf 2003, Realisierung voraussichtlich 2009).

In direkter Antwort auf die zitatreiche Architektur des Museums Abteiberg entwarf McBride eine neue Konstellation ihrer Installation National Chain (1997; erstmalig präsentiert 1997 im Witte de With Rotterdam), ein raumgreifendes Rasterdeckengitter aus Aluminiumprofilen, das auf die Körper- bzw. Augenhöhe der Betrachter:innen abgesenkt ist und, so Mark von Schlegell, wie ein „gefrorener metaphorischer See“ erscheint: das Ideal der Minimal Art und die Serialität von Supermarktarchitekturen; das „celebrated modernist grid“ als ein „unendliches System“ der Ästhetik, der Ökonomie und des Kapitalismus der Moderne (Mark von Schlegell, Originalsprache englisch).

Im Wechselausstellungsraum des Museums Abteiberg wird die National Chain nunmehr durch eine neue Werkgruppe von skulpturalen Objekten ergänzt: sieben ungleichmäßige und bruchstückhaft wirkende Objekte mit aufwändig überzogenen Laminaten, deren Formen und Oberflächen ein ruinenartiges, zugleich hochästhetisches Feld unter den Quadratrastern der National Chain erleben lassen, „Das Ende des 20. Jahrhunderts“ (vgl. Installation Joseph Beuys, 1982/83) in einer komplexen Neuinterpretation.

Das Museum Abteiberg präsentiert am 14. September 2008 auch die erste große Werkmonografie von McBride – ein umfassendes Kompendium ihrer künstlerischen Biografie, mit mehr als 340 Abbildungen von Objekten, Projekten, Dokumenten und Publikationen, kommentiert durch zahlreichen Werktexte des amerikanischen Autors Mark von Schlegell. in englischer Sprache, herausgegeben vom Museum Abteiberg, erschienen im DuMont-Verlag Köln (34,90 Euro an der Museumskasse, 39,90 Euro im Buchhandel).
Ergänzend hierzu wird den Ausstellungsbesucher:innen eine deutschsprachige Broschüre mit übersetzten Texten zu den ausgestellten Werken angeboten.