Der Berliner Künstler John Bock ist nach wenigen Jahren heute zu einem der profiliertesten jungen Bildhauer:innen Deutschlands avanciert. Im Juni wird er an der documenta 11 teilnehmen.

Sein Skulpturenbegriff entwickelt sich aus der Performance und aus Sprachspielen heraus, in denen naturwissenschaftlicher Jargon mit soziologischem, statistischem und auch gastronomischem verknüpft sind. Ergebnis oder Relikt sind Konstruktionen, meist aus Holz, in denen Leben stattfindet, worauf Kleidungsstücke, Vorhangstoffe, Möbel und Lebensmittel hinweisen. Der Geist der Performance wird in Videofilmen festgehalten, die als Teile der Installationen oder als selbständige Videos wichtiger Teil der Arbeit sind.
John Bock beschäftigt sich mit den Grundbedürfnissen der menschlichen Gesellschaft, also dem Essen, Trinken, Anziehen und der Behausung. Elemente des Theaters wie Bühne, Maske, Requisite und Schauspieler:innen sind ebenso Teil seines Systems wie die groteske Vorstellungswelt des Surrealismus, des Fluxus, der Aktionskunst und des Happening. In Experimenten, Metamorphosen und Tableaus verbindet John Bock die spätmittelalterliche Welt des Pieter Breughel mit den Existenzinseln des Neodadaismus und des grotesken Theaters.

In Mönchengladbach nahm er, noch weitgehend unbekannt, 1998 mit der Videoinstallation „Regardez le Discjockey Long John Silver“ an der Ausstellung 1998 EL NIÑO teil.
Zur Eröffnung des Skulpturengartens Abteiberg hat er seine Aktion im Abteigarten unter die Erde verlegt. Durch eine Röhre steigt er in ein versenktes Auto, das ihn über einen Tunnel zu einem Erdraum bringt. Über eine Hütte darüber kann er wieder ins ‚Leben‘ zurück. In seinem ‚Schattenreich‘ bewältigt Bock so manche Abenteuer: Versuchsanordnungen und Vertracktheiten, die sich spiegelbildlich zu seinen sonstigen Aktionen verhalten – sichtbar für die Zuschauer:innen nur über eine Kamera, die der Künstler mitnimmt und das mit ihr außen projizierte Videobild.

Erdreich, tief unten Zinsen. Unten hineinwürmen bis zur Eigenkapitalrentabilität. LehmLehmKarosse durchwürmt in der Dunkeltieftilgung. Parageister Colestin und Streptopen quasseln Ektoplasma.

Gewürm, Geschmeiß, Getier rekeln sich um den MeechLeibErdmann. Spiralgedrehter Druck des Erdmanns pulverisiert sich in den Schlundwindungen.

Der Videofilm wird anschließend im Museum gezeigt.

Parallel zu dieser Aktion wird bis Ende August eine große Skulptur von 2000 mit Videofilm und anderen Relikten in der Eingangshalle zu sehen sein: „Dionysische Monologicus-Gelüste eines Schwachomaten“, eine Konstruktion mit Drehmechanismus, die Teil einer Performance war. Außerdem ist eine frühe Arbeit des Künstlers „Meechfieberbua“ von 1999 aus dem Besitz des Museums ausgestellt.