Eine Ausstellung in vier Proben
Konzept / Dramaturgie: Nairy Baghramian

26. Oktober 2014 – 19. April 2015

ab 1. Februar
TUTTI

mit neuen Arbeiten von Lutz Bacher und von Danh Vo, realisiert von Danh Vo und Phung Vo


Pressevorbesichtigung Donnerstag, 29. Januar, 11 Uhr

Öffentliche Präsentation
Sonntag, 1. Februar, 12 Uhr
Begrüßung und Einführung: Nairy Baghramian und Susanne Titz



Nach STELLPROBE und ICHI-GO ICHI-E folgt am 1. Februar die Probe TUTTI.

Im offenen Ausstellungsfoyer realisieren Danh Vo und dessen Vater Phung Vo die Wandarbeit

Dirty Dancing. Aus New York kommt Lutz Bacher, die einen Film sowie eine neue Formation

ihrer Llamas installiert.




OPEN DRESS: Ausgehend von einem Konzept, das 2008 erstmalig für einen Kunstverein entworfen

wurde, findet jetzt eine Erweiterung des Gedankens in den Museumsraum statt: Der Zusammenhang und auch die Widersprüchlichkeit des Nebeneinanders unterschiedlicher künstlerischer Praktiken soll hier zur Debatte stehen. Dies auch als Reaktion und Kommentar auf einen großen und immer globaleren Kunstbetrieb, in dem es einen Zuwachs an Gruppenausstellungen gibt, worin Kunstwerke zusammengestellt werden, ohne dass eine sichtbare inhaltliche Beteiligung der Künstler erkennbar ist.

Das Konzept dieser Ausstellung unternimmt den Versuch, genau diese Involviertheit an die Künstler zurück zu geben. Zu erleben ist eine Serie von Ausstellungsszenen, in denen jegliche Setzung, Handlung und Veränderung von den Künstlerinnen und Künstlern selbst entschieden wird. Eingeladen sind hierzu drei Kollegen, die unterschiedlich nahe sind. Eine lange persönliche Nähe existiert zu dem Maler Lukas Duwenhögger, Absolvent der Kunstakademien in München und Düsseldorf, der seit vielen Jahren in Istanbul lebt. Zu dem jüngeren Konzeptkünstler Danh Vo hat sie seit dessen frühen Frankfurter Jahren Kontakt. Lutz Bacher hingegen, eine amerikanische Kollegin mit männlichem Pseudonym, die nach vielen Jahren der Zurückgezogenheit jetzt wieder Ausstellungen zeigt, kannte sie nicht persönlich und sprach sie aus Interesse an ihrer Arbeit für dieses Projekt an.



Im Hintergrund dieser Ausstellung steht durchaus ein kunsthistorisches und -politisches Interesse:

Es geht um die Gegenwart von Künstlern, Museen und deren Betrachtern. Insofern ist es bedeutend, dass hier Positionen gegenübergestellt sind, die eine unterschiedliche Wahrnehmung im institutionellen Feld der Ausstellungen und Sammlungen besitzen. Sie werfen Fragestellungen über die Notwendigkeit, die Dauer und die Quantitäten von öffentlicher Repräsentation auf. So beginnt die Ausstellung sehr programmatisch mit einer Einzelpräsentation entliehener Arbeiten Lukas Duwenhöggers, der vor vielen Jahren auf Distanz zum wachsenden Kunstbetrieb und den auswuchernden Ausstellungskonzepten von Kuratoren und Institutionen ging – und gerade deshalb gedanklich und konzeptuell eine wichtige Position darstellt. Baghramian selbst, Danh Vo und Lutz Bacher erscheinen in dieser ersten Szene in einem offenen Lager von Arbeiten, die lediglich ausgepackt sind. Im Dezember, Januar und März folgen weitere Objekte sowie andere Konstellationen bzw. Proben, deren mysteriös-magische Titel internationalen Bühnenbegriffen folgen.

Weiterer Termin:



4. AKT
Sonntag, 15. März, 12 Uhr
mit N.N.


BIOGRAFIEN

NAIRY BAGHRAMIAN realisierte zahlreiche Ausstellungen mit räumlich-installativen Konzepten, mehrfach in Kooperation mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, so im Neuen Aachener Kunstverein (Ein Semiotisches Haus, das nie gebaut wurde, mit Henrik Olesen und Janette Laverrière, 2008) oder in der Serpentine Gallery London (Nairy Baghramian and Phyllida Barlow, 2010). Ihre jüngsten Einzelausstellungen fanden u.a. in The Art Institute of Chicago, Museum Serralves Porto, MIT List Visual Arts Center, Cambridge, Sculpture Center New York, Museo Rufino Tamayo, Mexico City, Muzeum Sztuki Lodz, Stedelijk Museum, Kunsthalle Basel und der Kunsthalle Mannheim statt, wo sie 2012 den Hector Kunstpreis erhielt. Sie war beteiligt an den Skulptur Projekten Münster 2007, der Berlin Biennale 2008 und 2014, dem Glasgow International Festival of Visual Art 2011 sowie der Ausstellung ‚Illuminations’ der 54. Biennale Venedig 2011.


LUTZ BACHER ist eine amerikanische Kollegin mit männlichem Pseudonym, die um 1990 unter anderem radikale körperliche und sexuelle Inhalte in die Kunst brachte. Sie zählte zur Kunstszene der Westcoast, lebte in Berkeley, hatte einige Ausstellungen unter anderem in der legendären New Yorker Galerie von Pat Hearn. Danach zog sie sich zurück. Sie lebte über Jahre in New York, reiste viel und war in der Kunstwelt wenig präsent. Um 2008 begann Bacher erneut in die Öffentlichkeit zu gehen und realisiert seither neue Einzelausstellungen, die insbesondere jüngere Kollegen in den USA und Europa sehr faszinieren: Spill, Contemporary Art Museum, St. Louis, 2008; Do you love me? Kunstverein München 2009, MY SECRET LIFE, PS. 1, Contemporary Art Center, New York, 2009; Lutz Bacher, Portikus Frankfurt 2013; Snow, Kunsthalle Zürich 2013, Lutz Bacher, Aspen Art Museum, Aspen, Colorado; National Gallery of Denmark, Kopenhagen, 2014. Im Jahr 2014 veröffentlichte sie ein dreibändiges Kompendium als eine Art Werkverzeichnis und Künstlerbuch.

LUKAS DUWENHÖGGER studierte an den Kunstakademien in München und Düsseldorf. Seine bühnenhaften, politisch und erotisch geladenen Gemälde und Installationen wurden früh wahrgenommen und in wichtigen jungen Galerien ausgestellt, so ganz zu Anfang bei Lukas und Hoffmann in Berlin, in Berlin, London und Zürich, im Künstlerhaus Stuttgart 1995. Zu den damaligen Gruppenausstellungen zählen Oh Boy, It’s A Girl, Kunstverein München 1994, From the Corner of the Eye, Stedelijk Museum Amsterdam 1998, The Passion and the Wave, 6. Istanbul Biennale 1999. Duwenhögger verließ die deutsche Kunstszene und lebt seit 2000 in Istanbul. Die einzige institutionelle Einzelausstellung Prinzenbad fand 2004 im Kunstverein Hamburg statt, er beteiligte sich nur an wenigen Ausstellungen, regelmäßig in der Galerie RODEO in Istanbul, hin und wieder an Gruppenprojekten. Sehr bekannt wurde Duwenhöggers Wettbewerbsbeitrag für das Mahnmal zur Verfolgung Homosexueller im Dritten Reich (und danach), 2006/2007, dessen Modell unter dem Titel Celestial Teapot in der Documenta 12 ausgestellt war.

DANH VO studierte zunächst Malerei an der Königlichen Kunstakademie in Kopenhagen, wurde dann Absolvent der Städelschule in Frankfurt. Dort entwickelte er eine konzeptuelle künstlerische Auseinandersetzung mit Biografie und Geschichte, Religion, Ritual und persönlicher Identität, die immer wieder das Authentische und dessen Fragwürdigkeit behandelt. Ausgangspunkt ist das Aufwachsen in einer Familie vietnamesischer Boat People, die Ende der 1970er Jahren in Dänemark ankam. Seine Einzelausstellungen, sein Beitrag zur Biennale Venedig 2013 und anderen größeren Kontexten zeigen sich zumeist als Produkte einer Handlung oder Performance, oft auch mit Materialien anderer Künstler, so in der National Gallery of Art in Kopenhagen, der Kunsthalle Basel, im Stedelijk Museum Amsterdam, dem Fridericianum Kassel, dem Walker Art Center in Minneapolis, der Kunsthalle Bregenz oder dem Solomon R. Guggenheim Museum New York.



Das Projekt wird großzügig gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West, die Hans Fries-Stiftung und die Sammlung vibro.

Zur Vereinbarung von Gesprächsterminen bitte Kontakt aufnehmen über Uwe Riedel, Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, riedel@museum-abteiberg.de, Tel +49 2161 252636.