Helen Chadwick, Chohreh Feyzdjou, Angela Grauerholz, Sheela Gowda, Jamelie Hassan, Mona Hatoum, Rummana Hussain, Shelagh Keeley, Astrid Klein, Ana Mendieta, Pushpamala N., Adrian Piper, Lala Rukh und Rosemarie Trockel

Kuratiert von Swapnaa Tamhane und Susanne Titz

Pressevorbesichtigung Donnerstag, 5. Dezember, 11 Uhr

Ausstellungseröffnung Sonntag, 8. Dezember
12 Uhr Begrüßung: Norbert Bude, Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach und Marie Haff, Koordinatorin des Projekts Internationales Museum der Kulturstiftung des Bundes

Einführung: Swapnaa Tamhane und Susanne Titz

14 Uhr Kuratorenführung
16 Uhr Publikumsdiskussion mit Künstlerinnen der Ausstellung

Diese Ausstellung bringt Künstlerinnen zusammen, die zwischen 1947 und 1957 geboren sind. Bewusst und mit einer offenen Frage geht es hier um die Vorstellung einer Generation.
Im europäischen Kontext ist es die Nachkriegsgeneration, anderenorts, in Indien und Pakistan beispielsweise, ist es auch die Generation ‚post-Partition“, geboren in den Jahren nach der postkolonialen Teilung von Indien und Pakistan (1947). Ausgewählt wurden Positionen, die einen politischen Zusammenhang erkennen lassen, Werke, die beginnend in den späten 1970er, den 1980er oder 90er Jahren neue Inhalte aufbrachten, sich beispielsweise in Thematisierungen von Nationalitäten, Institutionen oder eigenen Identitäten hinein begaben, dabei kompliziert und rätselhaft wurden, da sie kaum je eindeutig oder einfach zu lesen waren: Sie nehmen ihren Anfang in bzw. handeln von zeithistorischen Bewegungen, können ihnen manchmal unmittelbar zugerechnet werden, manchmal eher in Distanz: Das Auslassen eindeutiger Interpretierbarkeit erklärt sich aus den Strategien der Arbeiten, der Wahl der Medien und den kritischen Selbstreflexionen, die sie durchziehen.
Es dominieren konzeptuelle Taktiken und Gedanken, die letztlich sowohl für als auch gegen den Anspruch Teilhabe, mit und gegen „the possibility of joining“.

Das Werk der indischen Künstlerin Rummana Hussain (1952-99) zeigt beispielhaft, wie sich eine Haltung im Kontext akuter politischer Veränderungen erklärt: Husseins Arbeiten, recht wenige bis zu ihrem frühen Tod, doch sehr einflussreich für die heutige Generation junger indischer Künstlerinnen und Künstler, handeln von dem Effekt, den die Globalisierung in der indischen Gesellschaft der 1990er Jahre erzeugte, von der Wiederkehr konservativer Werte und Traditionen und auch von einem künstlichen Nationalismus, der das Gebot eines “Indisch-Seins” ausgab, das Hussain nicht erfüllte. Der Titel “In Order to Join” (“Um dabei zu sein”) entstammt einer Präsentation von Rummana Hussains Performance- und Installationsarbeiten in New York, wo Hussain im Jahr 1998 Stipendiatin bei Art in General war.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit historischen Kontexten, verdrängten Geschichten, Arbeiten, die ganz früh in den künstlerischen Laufbahnen entstanden oder auch deren Wendepunkte repräsentieren. Sie berührt feministische Punkte, die gesellschaftliche Akzeptanz und die Emanzipation von Künstlerinnen, ebenso auch den Beginn einer Vorstellung von globalen Identitäten. Ganz gleich, ob diese Arbeiten als real aktivistisch oder als poetisch lesbar sind, liegt der Grund ihrer Entstehung in einer politischen Haltung und einem politischen Raum.

Ausgehend von Hussains Position will das Projekt andere Biografien und Werke in diese Zusammenhänge setzen und von künstlerischen Positionen einer thesenartig als „dazwischen“ liegenden Generation handeln, die inmitten gesellschaftlicher Umbrüche agierte, gesellschaftliche Liberalisierung und Emanzipation für sich einforderte und sich mit der eigenen Gegenwart beschäftigte, um diese in die Kunst hinein zu bringen. Sie waren Kinder oder Jugendliche während des Kalten Kriegs, junge Frauen während des Vietnam-Kriegs, erlebten 1973 die Ölkrise, erfuhren das Notstandsregime von Indira Ghandi, das 1975 bis 1977 alle Demokratie unterdrückte.
Uns interessiert diese Generation, weil sie diejenige ist, die die Bewegung hin zur Globalisierung erfuhr und vielleicht auch die erste Generation ist, die sich selbst in einer globalen Beziehung und Identität erlebt. Künstlerisch „dazwischen“ liegt sie ebenfalls: zwischen der abstrakten Moderne, dem abstrakten Expressionismus, Minimalismus, Pop, Land Art oder Performance Art, sie lässt sich nicht mehr innerhalb der vielen Bewegungen in der westlichen Kunstgeschichte erfassen.
Vielmehr wird erkennbar, dass an deren Stelle eine große Breite an Medien, Themen, Stilen, Philosophien und politischen Kontexten tritt, welche zum Anlass und Drehmoment für künstlerische Werke werden und diesen wiederum das Vermögen geben, all diese Momente der eigenen Gegenwart auf den Punkt zu bringen.

Realisiert mit Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Fellowships Internationales Museum, gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW und private Förderer.

Eine weitere Station der Ausstellung folgt vom 1. November bis 14. Dezember 2014 im Dr. Bhau Daji Lad Museum in Mumbai (ehem. Bombay) in Indien, parallel dazu wird gemeinsam mit Künstlerinnen der Ausstellung im Dezember 2014 eine Veranstaltungsreihe im Workshop KHOJ in Delhi realisiert.