AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG Samstag, 22. Juni 20 Uhr
vorab um 18 Uhr – im Rahmen der Ensemblia 2013* :
Morton Feldman, Crippled Symmetry (1982), Konzert in der Ausstellung, musikFabrik Köln
20 Uhr OFFIZIELLE ERÖFFNUNG: mit Dr. Gert Fischer, Kulturdezernent der Stadt Mönchengladbach, Susanne Titz, Direktorin Museum Abteiberg sowie den Kuratoren Rike Frank und Grant Watson
21 Uhr PERFORMANCE A reading that writes a script and physical things von Yael Davids, Performerin Einat Tuchman
22 Uhr PARTY Textiles: Open Letter & Ensemblia 2013
Sonntag , 23. Juni
12 Uhr ARTIST TALK Beryl Korot im Gespräch
14 Uhr KURATORENFÜHRUNG Rike Frank und Grant Watson
16 Uhr EXKURSION Besuch des Textilmaschinendepots mit Johannes Schweiger
Donnerstag, 3. Oktober: Öffentliche Konferenz mit Kunst- und Kulturhistorikern
12-18 Uhr, Eintritt frei
Der Museumsverein Mönchengladbach lädt gemeinsam mit dem Museum Abteiberg zu einer weiteren Konferenz von TEXTILES: OPEN LETTER ein. Die eintägige Konferenz befasst sich mit den wechselseitigen Einflüssen zwischen Textilien und Bildender Kunst. Im Dialog mit der Ausstellung und den gezeigten Werken vertieft sie díe Frage nach der Bedeutung des Textilen im zeitgenössischen Diskurs.
Es sind eingeladen Brigid Doherty (Professorin für Kunst und Archäologie sowie Germanistik an der Princeton University), Hanne Loreck (Professorin für Kunst- und Kulturwissenschaften/Gender Studies an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg) und Regina Prange (Professorin für neuere und neueste Kunstgeschichte, Kunst- und Medientheorie an der Goethe-Universität Frankfurt), sowie weitere junge Kunst- und Kulturwissenschaftler als auch Kuratoren.
Vor Beginn der Vorträge bietet Rike Frank, Kokuratorin der Ausstellung ab 12 Uhr eine Führung für das Publikum und die Vortragenden der Konferenz. 13.30 bis 14.30 Uhr Sandwiches im Museumscafé, Anfang der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung um 14.30 Uhr.
WEITERES PROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG
THEMENFÜHRUNGEN Textiles: Open Letter & die Sammlung des Museums Abteiberg
Programm Erster Sonntag: 7. Juli, 4. August, 1. September, 6. Oktober, 3. November, 11.30 & 15 Uhr
TEXTILMASCHINENDEPOT des Städtischen Museums Schloss Rheydt
Vorführung von funktionierenden Original-Webstühlen und Textilmaschinen aus mehreren Jahrhunderten 21. Juli, 18. August, 15. September, 20. Oktober, 14-16 Uhr, Künkelstr. 125, Halle 9, Mönchengladbach
Das Booklet zur Ausstellung finden Sie hier.
AUSSTELLUNG
Magdalena Abakanowicz, Anni Albers, Carl Andre, Leonor Antunes, Tonico Lemos Auad, Thomas Bayrle, Jagoda Buic, Heinrich Clasing, Yael Davids, Sofie Dawo, Ria van Eyk, Hans Finsler, Elsi Giauque, Sheela Gowda, Eva Hesse, Sheila Hicks, Loes van der Horst, Johannes Itten, Elisabeth Kadow, Paul Klee, Benita Koch-Otte, Heinrich Koch, Beryl Korot, Konrad Lueg, Agnes Martin, Katrin Mayer, Cildo Meireles, Kitty van der Mijll Dekker, Nasreen Mohamedi, Walter Peterhans, Edith Post-Eberhardt, Josephine Pryde, Florian Pumhösl, Grete Reichardt, Elaine Reichek, Willem de Rooij, Desirée Scholten, Johannes Schweiger, Gunta Stölzl, Lenore Tawney, Rosemarie Trockel, Vincent Vulsma, sowie historische Materialien und Muster aus dem Bauhaus Archiv Berlin, Stiftung Bauhaus Dessau, Burg Giebichenstein, Textilmuseum Krefeld, Stedelijk Museum Amsterdam und Fondation Toms Pauli, eine Auswahl an Publikationen aus der Seth Siegelaub @ Stichting Egress Foundation und koptische Stoffe aus der Sammlung des Museums Abteiberg
Kuratiert von Rike Frank und Grant Watson
Die Herstellung von Textilien gehört zu den ältesten Kulturtechniken. In ihnen lagern Arbeitsabläufe, Formen und Wissen. Als gewebte Strukturen beruhen sie auf dem System sich kreuzender Fäden, das über Serie und Wiederholung zu Komplexität und Schönheit führt. Von Künstlern und Künstlerinnen als Material, Struktur, Textur und Artefakt vielfach eingesetzt, um über Formen, Prozesse und Abstraktionen zu reflektieren, hat das Textile hingegen kunsthistorisch bis heute kaum Beachtung gefunden. Zwar gibt es eine Vielzahl an Begriffen für das Weben und auch die Verbindung von Textil und Text zählt zu den ältesten Metaphern in Architektur, Philosophie und Soziologie, dennoch konnte das Textile seine Wirkung bisher kaum entfalten und blieb bislang eine Fußnote im kunsthistorischen Diskurs der Moderne.
Ausgehend vom Prinzip der gewebten Struktur und dem Faden als organische Linie – wie sie u. a. Paul Klee beschrieb – setzt „Textiles: Open Letter“ historische Werke und Arbeiten einer jüngeren Generation in Dialog zueinander. Die Arbeiten reflektieren Fragen der Abstraktion und Materialität und hinterfragen bestehende Vorstellungen vom Gewebten. In raumgreifenden Skulpturen, Wandbehängen und reduzierten Formationen aus Linien werden Material und Struktur, Improvisation und Poesie bis an ihre Grenzen gebracht. Insbesondere seit dem Bauhaus fließen Materialexperimente und performative Verfahren aus der bildenden Kunst und dem Tanz ein. Während der 1970er Jahre etablierte eine Reihe von Künstlerinnen – Leonor Tawney, Magdalena Abakanowicz oder Sheila Hicks – die Bewegung der Fibre Art, die als Teil einer feministischen Praxis dem Textilen einen eigenständigen Status in der Kunst verschaffen wollte: in engem Kontakt mit Künstlerinnen des Minimalismus, u. a. Agnes Martin, und teils ausgebildet in der Bauhaus-Tradition entwerfen sie monumentale Strukturen, die sich von den technischen Begrenzungen des Webstuhls lösen. Ebenso führen Künstler wie Beryl Korot, Nasreen Mohamedi oder Florian Pumhösl Aspekte serieller Notationsverfahren weiter, wie sie im Textilen angelegt sind, während Lygia Pape oder auch Thomas Bayrle die Metapher von der Stadt als sozialem Gewebe zum Ausgangspunkt ihrer Arbeiten machen.
Die Ausstellung zeigt, auf welch vielfältige Weise die Geschichte des Minimalismus und der Konzeptkunst, wie sie die Sammlung des Museum Abteiberg prägten, vom Textilen beeinflusst und wie sehr gleichzeitig das Textile auch immer wieder aufgrund seiner Position zwischen angewandter und freier Kunst und seinen Zuschreibungen als „weiblich“ aus einem gängigen Kanon verdrängt wurde. In diesem Sinne ist der Titel „Open Letter“, der auf eine Arbeit der Bauhaus-Künstlerin Anni Albers aus dem Jahr 1958 zurückgeht, als Anregung zu verstehen, die gegenseitige Wirkung des Textilen auf die Kunst und vice versa sowie auch die Schlüsselfunktion des Textilen in der Entwicklung einer abstrakten, visuellen Sprache neu zu denken.
Realisiert in Zusammenarbeit mit der Allianz Kulturstiftung und gefördert durch die Kunststiftung NRW und Mondriaan Fonds.
Die Ausstellung ist Teil des Projekts „Textiles: Open Letter“ von Rike Frank (Berlin), Grant Watson (London), Sabeth Buchmann (Wien) und Leire Vergara (Bilbao).
Bisherige Veranstaltungen:
März 2012 „Social Fabric Symposium“, INIVA – Institute of International Visual Arts, London; Juni 2012 Performance von Judith Raum (Künstlerin) und Gespräch mit Seth Siegelaub (Center for Social Research on Old Textiles), Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig; Dezember 2012 – Februar 2013 „Materialien einer Ausstellung“, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig; Dezember 2012 – Januar 2013 „Die Arbeiter bleiben ruhig und kämpfen weiter“, mzin Leipzig; Dezember 2012 „A Haptic Space: Praxis and Discourse“, Tagung, Akademie der bildenden Künste Wien; Januar 2013 „How to exhibit textiles?“, bulegoa z/b, Bilbao. Nähere Informationen unter: www.textilesopenletter.info
Im Jahr 2014 ist „Textiles: Open Letter“ in der Generali Foundation in Wien zu sehen.
Rike Frank ist Kuratorin und Autorin. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, wo sie für die Galerie der Hochschule das Programm Studio International initiierte und u.a. die erste umfassende Einzelausstellung von Friedl vom Gröller (aka Friedl Kubelka) kuratierte. 2011 veranstaltete sie gemeinsam mit dem Studiengang Kulturen des Kuratorischen die Tagung „Timing – The Temporal Dimension of Exhibiting“, die sich Formen der Verzeitlichung widmete. Von 2008 bis 2010 war sie Programmmitglied der European Kunsthalle und ko-kuratierte Ludlow 38 in New York. Sie war Projektleiterin der documenta 12 in Kassel und von 2001 bis 2005 an der Secession in Wien tätig, wo sie u. a. mit Michael Beutler, Minerva Cuevas, Ines Doujak, Henrik Hakansson, Mary Heilman, Michael Krebber, Silvia Kolbowski, Henrik Olesen, Josephine Pryde, de Rijke / de Rooij und Christoper Williams arbeitete. Zu ihren aktuellen Publikationen zählt Sketches of Universal History Compiled from Several Authors by Sarah Pierce (2013).
Grant Watson ist Senior Curator am Institute of International Art (Iniva) in London und tätig als freier Kurator und Autor. Für Invia entwickelte er u.a. „Social Fabric“ (2012), eine Ausstellung über Textilien, (London, Lund, Mumbai und Berlin), sowie „Keywords“ (2013, in Zusammenarbeit mit der Tate Modern) und eine Ausstellung der indischen Künstlerin Sheela Gowda (2011). Zur Zeit ist er Kokurator der Ausstellung „Sheela Gowda: Open Eye policy“ (2013) im Van Abbemuseum und der Lunds Konsthal. Bis 2010 war er Kurator am Museum für Zeitgenössische Kunst Antwerpen (MuKHA), für das er u.a. die Überblicksausstellung „Textiles Art and the Social Fabric“ (2009), sowie „Santhal Family positions around an Indian sculpture“ (2008) und die „Keywords Lectures“ durchführte. Von 2000 bis 2005 war er Kurator von Project in Dublin, u.a. beteiligt am Projekt „Communism“ (2005), anschließend „Visiting Curator“ der documenta 12 (2007), wo er Beiträge zeitgenössischer indischer Künstlerinnen und Künstler kuratierte. Er studierte Curating and Visual Cultures am Goldsmiths College in London, an dem er zur Zeit promoviert.
*Begrenzte Plätze – Karten: +49 (0)2161 252423