mit Helen Chadwick, Chohreh Feyzdjou, Sheela Gowda, Angela Grauerholz, Jamelie Hassan, Mona Hatoum, Rummana Hussain, Shelagh Keeley, Astrid Klein, Ana Mendieta, Pushpamala N., Adrian Piper, Lala Rukh und Rosemarie Trockel

kuratiert von Swapnaa Tamhane und Susanne Titz

im Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan und im Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya (früher Prince of Wales Museum), Mumbai

Ausstellungseröffnung in Anwesenheit von Sheela Gowda, Angela Grauerholz, Jamelie Hassan, Shelagh Keeley, und Pushpamala N.

Donnerstag, 26. Februar, 17.30 Uhr

Nach der Ausstellung im Museum Abteiberg 2013/14 hat das Projekt “IN ORDER TO JOIN. Politisch in einem historischen Moment” jetzt eine zweite Station in Mumbai. Erneut zeigt sie vierzehn Künstlerinnen aus Deutschland, Kanada, England, dem Nahen Osten, Pakistan und Indien, die meisten von ihnen nun erstmalig überhaupt in Indien. Ausstellungsorte sind die Galerie des Max Mueller Bhavan / Goethe-Institut Mumbai und das kunsthistorische Museum der Stadt, das früher Prince of Wales Museum, heute Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya.

In ORDER TO JOIN zeigt Werke von Künstlerinnen, die zwischen 1947 und 1957 geboren sind, im europäischen Kontext ist es die Nachkriegsgeneration, in Indien und Pakistan, die Generation ‚post-Partition“, geboren in den Jahren nach der postkolonialen Teilung der beiden Länder (1947). Die ausgewählten Künstlerinnen zeigen eine politische Auseinandersetzung, beginnend in den späten 1970er, den 1980er oder 90er Jahren brachten sie neue Inhalte auf, Fragen von Nationalität, Institution sowie auch die nach der eigenen Identität innerhalb dieser Kontexte.

Die in Bombay geborene Künstlerin Rummana Hussain (1952-99) war Ausgangspunkt des gesamten Projekts. Ihr kurzes, vergleichsweise unbekanntes Werk, das für die bekannte junge Künstlergeneration in Indien schlüsselartige Bedeutung hat, zeigt eine aktivistische künstlerische Haltung, die im Kontext akuter politischer Veränderungen entstand: Es thematisierte die Symptome der indischen Globalisierung in den 1990er Jahren, die damalige Restaurierung konservativer Werte und Traditionen, den neuen (Hindu-)Nationalismus, der ein “Indisch-Sein” propagierte, das alle Muslims, auch Rummana Hussain ausschloss. Hussain produzierte 1999 für die dritte Asia Pacific Biennale in der Queensland Art Gallery, Australien den “Space for Healing”, einen Raum, der eine Krankenstation sowohl für das menschliche Individuum als auch für den Staat meinte. Dieser Raum, angekauft im gleichen Jahr von der Queensland Art Gallery, war ausschließllich in der dortigen Biennale zu sehen und wird nun nach der Präsentation in Mönchengladbach erstmalig in Mumbai bzw. Indien gezeigt.

Der Titel IN ORDER TO JOIN, zu deutsch “um dabei zu sein” ist ein direktes Zitat der Ausstellung, die Hussain im Jahr 1998 (als damals erste indische Stipendiatin) bei Art in General in New York realisierte. Die Wörter “in order to” bzw. deutsch “um” zeigen ein ‘dazwischen’ in Relation zu Erwartung, Norm oder Anspruch, Metaphern für die Betrachtung dieser Künstlerinnen, deren Auseinandersetzung in vielfacher, sowohl historischer als auch künstlerischer Hinsicht ‘dazwischen’ liegt: ausgebildet im Kanon der Spätmoderne, geschult in Abstraktem Expressionismus, Minimalismus, Pop, Concept, Performance Art und in der Frauenbewegung der 70er Jahre entstehen ihre Arbeiten innerhalb dieser Diskurse, bewegen sich dann jedoch aus ihnen heraus auf Parallelwege, die ein neues künstlerisches Denken, dessen Veränderungen hin zur heutigen Gegenwart anzeigen. Das ‘Dazwischen’ oder Hybride an ihnen äußert sich in ihren künstlerischen Praktiken, der Wahl ihrer Medien, den Argumenten dieser Arbeiten: Es ist ein konzeptuelles Arbeiten und Denken, das gleichermaßen mit und gegen Vorstellungen vom ‘Dabeisein’ handelt.

Ausgehend von Hussains Position will das Projekt andere Biografien und Werke in diese Zusammenhänge setzen und von künstlerischen Positionen einer thesenartig als „dazwischen“ liegenden Generation handeln, die inmitten gesellschaftlicher Umbrüche agierte, gesellschaftliche Liberalisierung und Emanzipation für sich einforderte und sich mit der eigenen Gegenwart beschäftigte, um diese in die Kunst hinein zu bringen. Uns interessiert diese Generation, weil sie diejenige ist, die die Bewegung hin zur Globalisierung erfuhr, und vielleicht auch die erste Generation ist, die sich selbst in einer globalen Beziehung und Identität erlebt. Die Ausstellung beschäftigt sich mit historischen Kontexten, verdrängten Geschichten, Arbeiten, die ganz früh in den künstlerischen Laufbahnen entstanden oder auch deren Wendepunkte repräsentieren. Ungeachtetdessen, ob diese Arbeiten als real aktivistisch oder als poetisch lesbar gelesen werden sollen, liegt der Grund ihrer Entstehung in einer politischen Haltung, einem politischen Raum.

Die Ausstellung nimmt im ehemaligen Prince of Wales Museum, heute Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya die drei Geschosse der Eingangsrotunde ein. Es ist eine Intervention der Gegenwartskunst in das Display der dortigen Schauflächen und Vitrinen, in die enzyklopädische Anlage dieses Museums. Dort werden Werke gezeigt, die sich mit dem kulturellen Archiv, seinen Dokumenten und Texten beschäftigen. Literatur, Philosophie, Schrift und Sprache erscheinen in den dort ausgestellten Buchentwürfen von Rosemarie Trockel, archivalischen Arbeiten von Angela Grauerholz, Sheela Gowda, Pushpamala N., Rummana Hussain und Helen Chadwick. Helen Chadwicks abgründig bildhafte Skulpturen “Piss Flowers” sind in der Grünanlage vor dem historischen Museumsgebäude installiert. In der Galerie des Max Max Mueller Bhavan / Goethe Institut Mumbai sind unter anderem Dokumentationen der frühen Performances von Mona Hatoum, Adrian Piper und Rummana Hussain, die aktivistischen Werke von Lala Rukh und Jamelie Hassan sowie fotografische Serien von Angela Grauerholz, Shelagh Keeley und die Fotomontagen von Astrid Klein aus den Cahiers du Cinéma zu sehen, im Straßen- und Außenraum ausgewählte Arbeiten von Rosemarie Trockel, Jamelie Hassan und Pushpamala N…

Realisiert auf Einladung des Goethe-Instituts, konzipiert im Rahmen des Fellowships Internationales Museum der Kulturstiftung des Bundes und des Goethe-Instituts, weiterhin gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, die Hans Fries-Stiftung und private Förderer.

PUBLIKATION:
Zur Ausstellung in Mumbai erscheint ein englischsprachiger Katalog mit einer Dokumentation der vorausgegangenen Ausstellung in Mönchengladbach.

ERÖFFNUNGSPROGRAMM:

27. FEBRUAR

16 – 17 Uhr
Curators’ Tour

17.30 – 18.15 Uhr
Artist Talk mit Angela Gauerholz und Dayanita Singh

moderiert von Susanne Titz
18.30 – 19.15 Uhr

Artist Talk mit Shelagh Keeley and Kaiwan Mehta
moderiert von Ranjit Hoskote

28. FEBRUAR

16.30 – 17.30 Uhr
Curators’ Tour

18 – 18.45 Uhr
Artist Talk mit Pushpamala N. und Jamelie Hassan
moderiert von Swapnaa Tamhane

Weitere Programminfos siehe www.goethe.de/mumbai