Die Herkunft der Werke in der Sammlung des Museums Abteiberg
Das Museum Abteiberg verfügt über eine vergleichsweise kleine Sammlung der klassischen Moderne, deren Exponate überwiegend in den späten 1950er und 1960er Jahren erworben wurden. Dies geschah nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Verlusts der Sammlung Kaesbach, einer erstklassigen Sammlung expressionistischer Kunst, die der Stadt Mönchengladbach in den 1920er Jahren von Walter Kaesbach geschenkt worden war (1922 und 1928). Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde diese Sammlung im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst beschlagnahmt und ging mit Ausnahme einiger weniger Objekte für das Museum verloren.
Nach dem Krieg wurde versucht, diese Verluste im Rahmen der damals verfügbaren Mittel und Möglichkeiten ansatzweise zu ersetzen. Die Dokumentation der Herkunft und der Art des Erwerbs aus der Zeit war in vielen Fällen lückenhaft und auch nach Durchsicht aller verfügbaren Dokumente des Museumsarchivs und Hinzuziehen externer Quellen bisher zwar in vielen, aber nicht in allen Fällen rekonstruierbar.
Erforschung der Provenienzen von Erwerbungen der 1950er bis 1980er Jahre
Gerade diese bislang noch ungeklärten Fälle wurden mit Förderung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste zwischen 2016 und 2018 systematisch untersucht, um auszuschließen, dass sich unrechtmäßige Erwerbungen in der Sammlung des Museums Abteiberg befinden. Ziel der Maßnahme war es, gemäß den „Grundsätzen der Washingtoner Konferenz“ (1998), Kunstwerke aus dem Sammlungsbestand des Museums Abteiberg, die eventuell von Nationalsozialisten beschlagnahmt und in der Folge nicht zurückerstattet wurden, zu identifizieren, um sie gegebenenfalls zu veröffentlichen und in letzter Konsequenz ihren Vorkriegseigentümer:innen oder deren Erben zurückzuerstatten. Insgesamt waren 59 Kunstwerke der städtischen Kunstsammlung (Gemälde, Skulpturen, Werke auf Papier) Gegenstand dieser von Dr. Vanessa Voigt durchgeführten Untersuchung. Die Zusammenfassung der Forschungsergebnisse zu den jeweiligen Werken ist über unten stehende Künstler:innenliste einsehbar.
Seit Oktober 2022 werden die Ergebnisse in verschiedenen Formaten im Museum präsentiert. In Kooperation mit dem Museum Abteiberg entwickelten Studierende des Studiengangs „Kunstvermittlung und Kulturmanagement“ der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im Wintersemester 2022/23 unter der Leitung von Filomena Lopedoto in einem inmitten der Dauerausstellung eingerichteten „Studienraum Provenienzforschung“ Methoden, um das Vorgehen bei einer Provenienzrecherche anschaulich zu vermitteln. Die Ergebnisse werden bis zum 7. Januar 2024 gezeigt. Anlass für die Einrichtung des „Studienraums Provenienzforschung“ war das Jubiläum der Stiftung von Walter Kaesbach: Am 9. Dezember 1922 übergab der gebürtige Mönchengladbacher seiner Heimatstadt 97 Kunstwerke des Expressionismus.
PROGRAMM
9. – 11. Dezember
100 JAHRE STIFTUNG WALTER KAESBACH
Abb: Franz Marc, Rückseite von Vier badende Frauen am Strand, 1909, Gouache auf Papier, aufgezogen auf Karton, 58 x 71 cm, 1965 erworben mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen, Museum Abteiberg Mönchengladbach, Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf