„Für mich ist ein Kunstwerk erst einmal ein geistiges Produkt. Es spiegelt seine Zeit. Auch der Umgang mit der Kunst ist eine geistige Tätigkeit.“ (Hans Joachim Etzold)
Am 30. September 1970 unterzeichneten Hans Joachim und Berni Etzold den Vertrag, mit dem ihre private Sammlung zeitgenössischer Kunst als Dauerleihgabe ins damalige Städtische Museum Mönchengladbach einging.
Die heutige Sammlung ETZOLD wurde von Hans Joachim und Berni Etzold vorwiegend in den 1960er und 70er Jahren zusammengetragen. Dabei legte das Moerser Sammlerpaar einen deutlichen Schwerpunkt auf die jungen, oftmals noch nicht etablierten künstlerischen Tendenzen ihrer Zeit. 1970 präsentierte der Kölnische Kunstverein die Privatsammlung von zu diesem Zeitpunkt circa 200 Werken erstmals der Öffentlichkeit. Unter den BesucherInnen dieser Ausstellung befand sich auch der Mönchengladbacher Museumsdirektor Johannes Cladders mit Vertretern des Kulturausschusses der Stadt. Noch während der Laufzeit der Ausstellung einigten sich Stadt und Sammler auf eine Leihgabe des Konvoluts an das damalige Städtische Museum Mönchengladbach. Die Bereitstellung der Dauerleihgabe trug entscheidend zur Verwirklichung des heutigen, 1982 eröffneten Museumsbaus von Hans Hollein auf dem Abteiberg bei, den Cladders zu diesem Zeitpunkt bereits plante.
Eine enge Verbindung von Hans Joachim und Berni Etzold zu Johannes Cladders bestand seit Ende der 1950er Jahre. Sie lernten sich kennen, als Cladders Assistent von Paul Wember am Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld war. Cladders stand damals den Sammlern in der frühen Phase des Sammlungsaufbaus beratend zur Seite. Entsprechend seiner eigenen späteren Ankaufsstrategie im Mönchengladbacher Museum riet er ihnen unter anderem zum Sammeln zeitgenössischer Kunst, ohne jedoch spezifische KünstlerInnen oder Werke zu empfehlen. Im Umfeld des Städtischen Museums Mönchengladbach wuchs die Sammlung ETZOLD zu einem umfassenden Zeugnis privater Sammelleidenschaft und des Engagements für junge künstlerische Positionen mit über 500 Werken an.
Diese Bestände umfassen heute überwiegend frühe Werke der konkreten, konstruktiven Kunst ab den 1960er Jahren. Daneben stehen umfangreiche Konvolute der Pop Art, der frühen Computergrafik sowie der Conceptual und Minimal Art. Zur Verdeutlichung kunsthistorischer Bezüge sammelten Hans Joachim und Berni Etzold zudem rückwirkend ausgewählte Grafiken des Konstruktivismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Seit 1970 ergänzten die verschiedenen Konvolute der Sammlung ETZOLD zahlreiche Wechselausstellungen und Sammlungspräsentationen. Mit dem Tod von Hans Joachim Etzold im Jahr 1976 erklärte Berni Etzold ihre Sammeltätigkeit offiziell für beendet. Zehn Jahre später präsentierte das neu eröffnete Museum Abteiberg 1986 in der Ausstellung Sammlung Etzold – Ein Zeitdokument erstmals eine Gesamtschau der Sammlung ETZOLD. Aus diesem Anlass erschien zudem ein umfassender Bestandskatalog, den 1989 eine Erweiterung zu den Pop Art Beständen vervollständigte.
Die Privatsammlung von Hans Joachim und Berni Etzold ist heute in der Dauerausstellung des Museums Abteiberg ständig präsent. Als Vorschau auf das 50-jährige Jubiläum der Leihgabe präsentierte das Museum zwischen 2017 und 2019 zudem die dreiteilige Ausstellungsreihe Die Zukunft der Zeichnung – Das Neue in der Sammlung Etzold, begleitet voneinem umfangreichen wissenschaftlichen und pädagogischen Rahmenprogramm. Anlässlich des Jubiläumstags werden zusätzlich Gegenüberstellungen von Werken aus der Sammlung ETZOLD mit den Museumsbeständen der 1960er und 70er Jahre präsentiert, unter anderem von Sonia Delaunay-Terk, Roy Lichtenstein, Keith Sonnier und VertreterInnen der Op Art.
Im Presserundgang führen Direktorin Susanne Titz, Sammlungsleiterin Dr. Felicia Rappe und Forschungsvolontärin Denise Wegener in Begleitung von Jost Etzold, Sprecher der Familie Etzold, durch die Sammlung.
Der auf den Jubiläumstag folgende Erste Sonntag, der 4. Oktober, steht zu Ehren dieser Dauerleihgabe ganz im Zeichen der Sammlung ETZOLD, dank der Förderung durch die Stadtsparkasse Mönchengladbach bei freiem Eintritt: Ab 11.30 Uhr werden in stündlichen Führungen die Schnittstellen der Sammlung ETZOLD mit den museumseigenen Beständen beleuchtet.
Auch das Kinderprogramm für 5 – 12-Jährige wird ganz im Zeichen der Sammlung ETZOLD und den Werken der Op Art stehen.
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OB Wilhelm Wachtendonk, Berni Etzold und Johannes Cladders (v.l.n.r.) bei der offiziellen Übergabe der Sammlung ETZOLD am 3. Oktober 1970
Foto: Albert Weber, 1970 / Archiv Museum Abteiberg Mönchengladbach
Ausstellungsansicht Sammlung ETZOLD, Städtisches Museum Mönchengladbach 1970, Adolf Luther, 7 mal 12 Hohlspiegelquadrate, 1969
Foto: Albert Weber, 1970 / Archiv Museum Abteiberg Mönchengladbach © VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Übergabe der Sammlung ETZOLD am 3. Oktober 1970 während der Rede von OB Wilhelm Wachtendonk (1. Reihe v.l.n.r.): Hans Joachim und Berni Etzold, Luise Wachtendonk, Johannes Cladders
Foto: Albert Weber, 1970 / Archiv Museum Abteiberg Mönchengladbach
Ausstellungsansicht Daniel Buren – Senkrechte farbige und weiße Streifen – Eine Manifestation für 14 Orte, mit einer Werkauswahl der Sammlung ETZOLD, Städtisches Museum Mönchengladbach 1971
Foto: Ruth Kaiser, 1971 / Archiv Museum Abteiberg Mönchengladbach
Ergänzende Information:
Unter anderem sind Werke von Ulrich Rückriem, Aachener Blaustein, abgesprengt (Hammer und Sprengeisen), 1970, und Bill Bollinger, Pipe Piece, 1968, zu sehen. Letzteres Werk ist 1974 in den Bestand des Museums Abteiberg übergegangen.
Ausstellungsansicht Aus den Beständen des Museums und der Sammlung ETZOLD, Städtisches Museum Mönchengladbach 1975, François Morellet, Stahlkugel, 1962 und 20 Linien, 1970,
Foto: Ruth Kaiser, 1975 / Archiv Museum Abteiberg Mönchengladbach
Ausstellungsansicht Sammlung ETZOLD, Städtisches Museum Mönchengladbach 1970 Foto: Albert Weber, 1970 / Archiv Museum Abteiberg Mönchengladbach
Ergänzende Information:
Zu sehen sind unter anderem die Werke Screen Bisquit, 1967, von Keith Sonnier und Ohne Titel, 1968, von Alan Saret.