12. Juli – 25. Oktober 2015
Antje Majewski und Paweł Freisler
mit Agnieszka Polska, Jimmie Durham und Piotr Życieński
in Zusammenarbeit mit Fundacja Transformacja (Łódź), Eckart Brandt (Boomgarden-Projekt)
sowie in Mönchengladbach:Transition Town Initiative BergGartenOase, Margarethengarten, JUKOMM im STEP, Stiftisches Humanistisches Gymnasium, VHS, Grünflächenamt, NABU NRW, Baumschule Morjan
Eröffnung der Ausstellung
Sonntag, 12. Juli um 12 Uhr im Museum Abteiberg
Begrüßung und Einführung
Dr. Gert Fischer (Kulturdezernent der Stadt Mönchengladbach)
Prof. Dr. Michael Loschelder (Vorstand der Hans Fries-Stiftung)
Susanne Titz (Direktorin Museum Abteiberg)
anschließend Führung durch die Ausstellung mit Antje Majewski.
Pressevorbesichtigung
Donnerstag, 9. Juli 2015, 11 Uhr
Diese von Antje Majewski und Paweł Freisler initiierte Ausstellung ist ein gleichermaßen künstlerisches und wissenschaftlich-kulturhistorisches Projekt. Die in Berlin lebende Künstlerin Antje Majewski und der seit 1976 in Malmö lebende polnische Konzeptkünstler Paweł Freisler arbeiten zusammen mit weiteren Künstlerinnen und Künstlern sowie einigen Fachleuten und Amateuren, die sich für das Thema Apfel interessieren. Es geht um den Apfel aus künstlerischer und biologischer, ökologischer und ökonomischer, historischer und gegenwärtiger Sicht: als ein unerwartet faszinierendes Sujet, das in der Lage ist, von uralter Menschheitsgeschichte und aktuellsten natur- und kulturwissenwissenschaftlichen Erkenntnissen zu handeln. Mit einer Pflanzaktion unter Beteiligung verschiedener städtischer Gruppen wird sich die Ausstellung vom Museum Abteiberg in den Stadtraum hinaus erweitern.
Die Anordnung der Ausstellungsobjekte schillert zwischen wissenschaftlicher und ästhetischer Präsentation: Paweł Freislers mit wunderbaren Ornamenten beschnitzte Äpfel liegen getrocknet in Vitrinen und werden zudem in Fotografien von Piotr Życieński sowie als Kopien aus dem 3D-Drucker präsentiert. Sie zeigen den Apfel als ein Meditationsobjekt, das über Natur und Zeit nachdenken lässt: Natürliche und künstliche Klone, die Äpfel selbst und ihre High-Tech-Repliken bringen die Parallele von Natur und Technologie ins Bewusstsein. Antje Majewskis Gemälde alter und neuer, auch genmanipulierter Apfelsorten stehen in der Tradition der nature morte: Sie führen die klassische Stilllebenmalerei über die Dokumentar- und Lebensmittelfotografie in die Gegenwart. Auch Agnieszka Polskas Videoarbeit beschäftigt sich mit historischen Klassifizierungen von Pflanzen. Ihr fiktionaler Film führt hinein in den mysteriösen, kaum bekannten Garten Paweł Freislers, in dem sich neben unzähligen Pflanzenarten auch Freislers legendäres Standard-Ei (Konzept 1966-69) befindet. Das perfekte Ei stand am Anfang des Austauschs zwischen Paweł Freisler und Antje Majewski, der seit inzwischen fünf Jahren als eine Email-Konversation stattfindet, ohne dass ein Ende absehbar wäre: Denn es geht darum ‚ab ovo usque ad mala’ zu gelangen (lat.: vom Ei bis zu den Äpfeln / vom Anfang bis zum Ende).
Jimmie Durhams Apfelsaft in eigens entworfenen Flaschen wurden für die dOCUMENTA (13) produziert, zu der auch zwei Apfelbäume gepflanzt wurden. Die Flaschen zeigen den Garten Eden, in dem Eva sich unter einem Apfelbaum zu einem ‚Déjeuner sur l’herbe’ trifft: nicht mit Adam, sondern mit einem Wolf und einem Bären. Bären waren es, die in den kasachischen Bergen die süßesten Äpfel fraßen und so die Vorform des Kulturapfels entwickelten. Während in den wilden Apfelwäldern jeder Baum ein eigenes Individuum ist, wird die heutige Landwirtschaft global von etwa zehn Sorten bestimmt, die ungeschlechtlich vermehrt (geklont) werden. Mit ihrem Film “Die Freiheit der Äpfel” (2012-15) unternimmt Antje Majewski eine große Fallstudie zur Biodiversität und vergegenwärtigt die komplexen Beziehungen zwischen globaler Lebensmittelwirtschaft und technologischem Fortschritt.
Antje Majewski und Paweł Freisler betrachten die Ausstellung als eine Möglichkeit, auch ganz real dazu beizutragen, dass die genetische Vielfalt und somit die Individualität der Äpfel erhalten bleibt.
Erstmalig erweitert sich eine Ausstellung des Museums Abteiberg zu einem künstlerisch-ökologischen Projekt für die Stadt – als Teil des 2012 begonnenen Außenprojekts EIN AHNUNGSLOSER TRAUM VOM PARK: Ende Oktober 2015 werden 100 Bäume alter niederrheinischer Apfelsorten angeboten. Sie sollen an öffentlichen Orten in der Stadt gepflanzt werden, ihre Äpfel werden allen Mönchengladbachern zur Verfügung stehen. Hierfür werden Baumpatinnen oder Baumpaten gesucht, die sich ab sofort unter 02161-252631 im Museum melden können. Bei der kostenlosen Übergabe der Bäume an die Patinnen und Paten vermitteln Workshops der polnischen Permakultur-Initiative Fundacja Transformacja praktisches Wissen für das Pflanzen und die Pflege der Bäume.
Die städtische Volkshochschule, das Stiftische Humanistische Gymnasium und das Jugendzentrum JUKOMM im STEP am Hans Jonas-Park wirken als Nachbarn des Museums dabei ebenso mit wie Aktivisten der Mönchengladbacher Garten-Initiativen ‚Berggartenoase’ / Transition Town und ‚Margarethengarten‘ des Waldhaus 12 e.V. Am Samstag, dem 19. September findet ein gemeinsames Apfelfest im HansJonas-Park statt, das die Tradition des städtischen Apfelfests in Mönchengladbach wiederbelebt. An diesem Tag wird Eckart Brandt Äpfel aus seinem “Boomgarden-Projekt” vorstellen.
Die Ausstellung wurde realisiert in Kooperation mit dem Muzeum Sztuki in Łodz und wird gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, die Hans Fries-Stiftung, die Stadtsparkasse Mönchengladbach, den NABU Nordrhein-Westfalen,
die Baumschule Morjan in Erkelenz, die Firma Zortrax 3D Printing Solutions, den Süchtelner Apfelhof mit seinem Apfelgold und weitere unternehmerische und private Förderer.
Programm zur Ausstellung:
Juli / August und Oktober: Ferienkurse für Kinder und Jugendliche
Samstag, 19. September: Apfelfest im Hans-Jonas-Park unter Mitwirkung von Eckart Brandt
Samstag, 26. September: Kochen im Museumscafé mit dem Koch Manfred Goblirsch
Freitag, 23. Oktober: Vortrag von Fundacja Transformacja
Samstag, 24. Oktober: Workshops mit Fundacja Transformacja und Ausgabe der Bäume an die Baumpaten
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Sternberg Press, herausgegeben von Aleksandra Jach, Antje Majewski, Joanna Sokołowska und Susanne Titz. Mit Beiträgen von Jimmie Durham, Anders Ettinger, Paweł Freisler, Fundacja Transformacja, J. K. Gibson-Graham und Ethan Miller, Antje Majewski, Agnieszka Polska, Joanna Sokołowska und Susanne Titz.
Der Katalog wird von Noviki gestaltet.
Erscheinungsdatum voraussichtlich Ende August 2015.