Am 8. März 2006 wurde der seit 1967 in Mönchengladbach lebende Künstler Heinz Mack 75 Jahre alt. Sein Geburtstag war Anlass für eine Ausstellung, deren Besonderheit es ist, einem weniger bekannten und frühen Medium im Werk von Heinz Mack zu folgen. Unter dem Titel Silberlicht wurden 75 zumeist erstmals gerahmte Schwarz-Weiß-Fotografien und Fotogramme gezeigt, die in der Zeit von 1953 bis heute entstanden. Es handelt sich um eine Ausstellung, die Macks Inspiration durch experimentelle Fotografie verfolgt. Der Begriff Silberlicht im Titel der Schau ist wörtlich zu verstehen: als das chemisch erzeugte Dokument von Licht auf Fotopapier.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Licht machte Heinz Mack zu einem bedeutenden und weltweit renommierten Künstler der modernen Kunstgeschichte. Nachdem bereits Macks frühe Malerei der 1950er-Jahre nicht von Farbe, sondern von Schwarz-Grau-Weiß-Skalen handelte, die Werten von Licht und Schatten entsprachen, stellte sich der Übergang dieses Künstlers zu metallenen Reliefs und Skulpturen als ein logischer Schritt zur realen Nutzung und Inszenierung von Licht dar.
In der gemeinsam mit Heinz Mack entwickelten Ausstellung schwarz-weißer Fotografien und Fotogramme dringt die ursprüngliche künstlerische Faszination für das Phänomen Licht erneut hervor. Das schwarz-weiße Medium der fotochemischen Reaktion, bis zur Entfaltung der Farbfotografie tatsächlich ein reines Licht- und Schattendokument, das Künstler wie Lazlo Moholy-Nagy oder Man Ray bereits zum Thema genommen hatten, wurde von Heinz Mack entdeckt als ein künstlerisches Instrument zur Entwicklung von Skulptur. Augenblicke aus der Realität und eine gesteigerte Wahrnehmung von gefundenen Objekten im alltäglichen Umfeld waren einflussreiche Inspirationen für die Erweiterung künstlerischer Medien. Und ebenso geriet die – zu dieser Zeit bereits technologisch überholte – schwarz-weiße Aufnahme einer eigenen Arbeit zur präzisesten Darstellung der künstlerischen Intention.
Das kabinettartig angelegte Ausstellungsprojekt könnte auch „Mack ohne Farbe“ heissen, doch dann würde vielen heutigen Besuchern eine weitere, sehr bedeutsame Dimension des Werks von Heinz Mack nicht auffallen: Eine durch Helligkeit, Künstlichkeit, Glitzern und Reinheit definierte Dimension von Licht (siehe Jürgen Harten im Katalog Mack. Objekte, Aktionen, Projekte, Kunsthalle Düsseldorf 1972), die in und mit dem Werk von Heinz Mack einen unvergleichliches Sinnbild von kultureller und gesellschaftlicher Moderne gewann. Der Film „Tele-Mack“ (entstanden 1968, im Jahr 1970 ausgezeichnet auf der Fimbiennale in Venedig) liefert Hinweise auf den historischen Kontext. Die erneute Vorführung dieses Films im Audiovisionsraum des Museums Abteiberg beleuchtet nochmals die Zusammenhänge, in denen das Werk von Heinz Mack seine große Strahlkraft erzeugt.