Die große Einzelausstellung des amerikanischen Künstlers Robert Morris wurde als ein zweiteiliges Projekt realisiert: Am 29. November 2009 wurde auf der Grünfläche vor dem Museum Abteiberg Robert Morris’ berühmte Installation „Steam“, ein frühes ortsspezifisches Werk aus dem Jahr 1967, in einer neuen Aufführung präsentiert und mit einer eigenen Eröffnung gefeiert.
Danach folgte am 7. Februar 2010 die Eröffnung der Ausstellung in den Museumsräumen – in Anlehnung an Morris’ frühe Texte betitelt als „Notes on Sculpture“.
Das Werk des amerikanischen Künstlers Robert Morris (*1931) ist unvergleichlich bedeutsam für die Entwicklung der heutigen Gegenwartskunst gewesen: Vielfach nur erinnert in minimalistisch reduzierten Formen – in einer Reihe mit Carl Andre, Donald Judd oder Dan Flavin – ist sein künstlerisches Werk von Beginn an ein multimediales gewesen, das sich nicht mehr durch Stil oder Form, sondern vielmehr durch wechselnde künstlerische Mittel sowie völlig neuartige kunsthistorische und -theoretische Intentionen bemerkbar machte.
Morris betrachtete die Bedeutung von Kunst am Ende der modernen Avantgarden. Er thematisierte die Rolle des Kunstobjekts und dessen Verhältnis zu den Betrachter:innen und entdeckte dabei – bereits in den frühen 1960er-Jahren – die Notwendigkeit einer weiter ausgreifenden, kulturhistorischen Auseinandersetzung in der Gegenwartskunst und die Möglichkeit einer neuen Funktion von zeitgenössischer Skulptur. So bildet eine manche Betrachter:innen überraschende These den Ausgangspunkt des Vorhabens: Robert Morris zählt, nach Joseph Beuys und Andy Warhol, zu den wichtigsten Künstler:innen am Ende der modernen Avantgarden.
Das Ausstellungsprojekt des Museums Abteiberg zeigt sich bereits mit dem vorab installierten Außenwerk Steam (1967, dt. Dampf, seit 29. November 2009 auf der Grünfläche vor dem Museum Abteiberg) als ein Vorhaben, das den völlig verschiedenen Medien von Robert Morris folgt. Anders als die 1994 realisierte Ausstellung des Guggenheim Museums New York (anschließend Centre Pompidou Paris und Deichtorhallen Hamburg) hat sie nicht den Anspruch einer neuen umfassenden Werk-Retrospektive, sondern eher den eines räumlichen Essays, der sich mitten aus bzw. in enger Relation zur Architektur und Sammlungsgeschichte des Museums Abteiberg entwickelt. Gezeigt werden Morris’ Gestaltformen der mittleren 1960er-Jahre (Two Columns, Three L-Beams, Mirror Cubes) und die anschließenden Übergänge zu Anti-Form (Felt Piece, Threadwaste), des Weiteren Morris’ Adaptionen des Selbstporträts (EEG Selfportrait, Brain, Pine Portal, Portal with Mirror) sowie zwölf Filme des Künstlers, deren Präsentation teils in die der Objekte integriert, teils eigene, theatralische und kinohafte Orte hat. Eine kabinettartige Präsentation erhält die Zeichnungsserie Crisis (1962/1991), in der die charakteristische Verschlüsseltheit von gesellschaftlicher bzw. politischer Aufklärung besonders deutlich wird: „… ein Appell dafür, den ‚Hermetismus‘ der bildenden Kunst aufzubrechen und die Welt auf eine andere Weise in sich hineinzulassen als durch bildliche Darstellung.“ (R. Morris, Einige Bemerkungen zur Phänomenologie des Machens: die Suche nach dem Motivierten, 1969).
Robert Morris’ Texte hatten eine sehr wichtige, heute erneut zu entdeckende Funktion für die kunsthistorische und –theoretische Selbstreflexion in der bildenden Kunst.
Vor diesem Hintergrund sollen denn auch die eigenen Texte des Künstlers zum vermittelnden Medium dieser Ausstellung werden: Die Besucher:innen erhalten ein Heft mit rund 25 Auszügen aus Morris’ Texten, beginnend mit den „Notes on Dance“ und der berühmten Serie der „Notes on Sculpture“ (1966–1969).
Samstag, den 24. April 2010 wird Robert Morris persönlich anwesend sein und einen Vortrag im Museum Abteiberg halten, der die bis heute anhaltende Aktualität seines kunsttheoretischen Denkens darstellen wird. Am gleichen Tag wird auch Pr. Dr. Gregor Stemmrich, Professor für moderne Kunstgeschichte an der FU Berlin, zu Gast sein, der anlässlich der Ausstellung am Abteiberg eine kommentierte Edition und Untersuchung von Morris’ Medieninstallation Hearing (1972) erarbeitet hat.
Die besondere Bedeutung des Forschungsaspekts in dieser Ausstellung soll sich auch in den anschließenden Publikationen dokumentieren. Im Frühsommer 2010 wird erstmalig eine umfassendere deutschsprachige Übersetzung der Texte von Robert Morris veröffentlicht, herausgegeben und übersetzt von Susanne Titz und Clemens Krümmel, sowie auch die Studie „Listening to Hearing“ von Gregor Stemmrich in Buchform erscheinen.
Das mehrteilige Ausstellungs- und Publikationsprojekt wurde realisiert mit Unterstützung durch den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, die Kunststiftung NRW und die Hans Fries- Stiftung.
Die Realisierung der Installation Steam wurde ermöglicht durch engagierte Unternehmen und private Fördere:innen in Mönchengladbach:
Innung Sanitär-Heizung-Klima Mönchengladbach, Schalm GmbH, Hepp-Schwamborn GmbH & Co.KG, Ernst Kreuder GmbH & Co.KG, Stadtsparkasse Mönchengladbach, Parkhaus Abteiberg, D + W Parkhaus GmbH, Architekturbüro Hans-Joachim Schoor, Kalthöfer Telekommunikation GmbH, Abbruch- und Entsorgungsbetrieb Herzog KG, Museumsverein Mönchengladbach