Mit Birgir Andrésson setzt das Museum Abteiberg sein programmatisches Anliegen fort, immer wieder auch herausragende künstlerische Positionen vorzustellen, die hierzulande noch vergleichsweise wenig bekannt sind. So ist es für den Isländer Birgir Andrésson die erste Einzelausstellung in einem deutschen Museum.
Das Thema „isländische Farben“ zieht sich durch sein vielfältiges Oeuvre wie ein endloser Marathon. Die Ausstellung beinhaltet zwei sehr markante Werkgruppen: die typografische Präsentation der Begriffe „Frühlingstag“, „Sommerabend“, „Herbstnacht“ und „Wintermorgen“ als raumfüllende Wandmalerei und rund fünfzig Titel von schwarz-weißen Film-Klassikern als Leinwandbilder im standardisierten Format (60 × 60 cm) – allesamt in isländischen Farben.
„Isländische Farben“ – gibt es die? Immer wieder geht es um die Subjektivität der Wahrnehmung, um die Schwierigkeit, allgemeingültige Standards der Verständigung zu entwickeln, die über das bloße Klischee hinausgehen und um die kreativen Freiräume, die sich daraus ergeben.
Kennziffern des Farbsystems NCS, mit denen die verwendeten Farbtöne bezeichnet werden, sind dabei ebenso aufschlussreich und irreführend wie Fragen nach der Zuordnung von Farbtönen und Jahreszeiten oder Farbtönen und Film-Klassikern. Mit einem ausgeprägten Sinn für Komik eröffnen Birgir Andréssons Werke Einstieg in tiefere Bedeutungsebenen. Mit spielerischer Leichtigkeit werfen sie Fragen auf, die sich in ihrer Hintergründigkeit immer weiter entfernen von den lakonischen Werken, die den Anstoß gaben.
Birgir Andrésson *1955 in Westman Islands, Island, 1973–1977 Studium am Icelandic College of Arts and Crafts, Reykjavik, 1978–1979 Studium an der Jan van Eyck Akademie, Maastricht, 1995 isländischer Beitrag der Biennale, Venedig. Lebt und arbeitet in Reykjavik.
Zur Ausstellung erscheint eine kleine, vom Künstler gestaltete Broschüre mit Text von H. Kersting.