Afrikas Fotografie war bisher zumeist die Sicht der weißen Künstler:innen auf den schwarzen Kontinent und seine Bewohner:innen. Die ethnologische Sicht der Kolonialist:innen, Imperialist:innen und schließlich der Tourist:innen hat sicherlich viele Dinge festgehalten, die für die Kulturgeschichte Afrikas unersetzlich sind und auch zukünftig ihren Wert behalten werden. Aber es ist der fremde Blick, der in diesen Fotodokumenten festgehalten ist, der exotische der Europäer:innen. Seit man die Fotografien Seydou Keitas aus Mali auf Ausstellungen gesehen hat, weiß man, daß es in Afrika bedeutende einheimische Fotograf:innen gibt und zwar schon hundert Jahre lang.

SNAP ON ME gab erstmals im deutschsprachigen Raum einen Überblick über die afrikanische Fotografie. Die neun für die Ausstellung ausgewählten Fotokünstler:innen mit ca. 150 Fotografien stammen vorwiegen aus Westafrika und dem ostafrikanischen Kenia. Ihre Domäne ist die Studiofotografie, also das Fotostudio, in dem sich die verschiedenen Schichten der Gesellschaft repräsentativ porträtieren ließen. Denn Landschafts- oder Objektfotografie gibt es in Afrika nicht. Dabei konnten die Ethnolog:innen, etwa bei den Yorubas in Nigeria feststellen, daß man weniger an Herausarbeiten der Individualität als am sozialen Typus und an der Idealität der Person interessiert war. Dies hat auch damit zu tun, dass das Individuum durch Nicht-Identität geschützt bleiben sollte, um nicht den Betrachter:innen ausgeliefert zu werden.

In den über hundert Schwarz-Weiß- und Farbfotografien, meist aus den letzten vierzig Jahren sind Familien, Berufsgruppen, aber auch Totenfeiern repräsentativ dargestellt, mal feierlich und entrückt, dann wieder artifiziell komponiert oder wie bei dem Ghanesen Philip Kwame Apagya mit dem unfreiwilligen Humor der gemalten Kulissen, von denen einige im Original in der Ausstellung zu sehen waren. Besondere Aufmerksamkeit kam den Stoffmustern der Abgebildeten zu, die wie die Schmucknarben und Frisuren visuelle Codes darstellen mit Hinweisen auf Tod oder sozialen Botschaften.

Zur Eröffnung und der Pressekonferenz war auch Narayandas V. Parekh anwesend und sprach. Parekh, indischer Abstammung, wurde 1924 in Mombasa geboren und übernahm 1942 das Fotostudio seines Lehrers. Bei seinen Fotos verbinden sich afrikanische, indische, europäische und arabische Stilelemente zu einer neuen Synthese.

Die vom Münchner Stadtmuseum organisierte und dort im Herbst 1998 erstmals gezeigte Schau wurde vom Kölner Institut für Afrikanistik der Universität in langjähriger Recherche erarbeitet.

Heike Behrend, Tobias Wendl und Kerstin Pinther, die für die Ausstellung verantwortlich zeichneten, haben auch in dem bei Prestel erschienenen Katalog (DM 48,-) spannende Beobachtungen über Afrika, die schwarzen Fotograf:innen und ihre Klient:innen gemacht.

Als einmaliges Event gab es am 23. Februar 1999 um 20 Uhr die lange Nacht des ghanaischen Horrorfilms mit einer Einführung von Tobias Wendel. Parallel zur Ausstellung fand eine Kinderaktion statt, in der sich 6- bis 12-jährige inmitten von gemalten Kulissen und selbstgebastelten Accessoires gegenseitig fotografierten.