Ab 21. November 2004 ist eine neue Präsentation der Sammlung Rheingold im Museum Abteiberg zu sehen. Vorgestellt werden vier komplexe Werkserien, die eine neue Akzentuierung der sammlerischen Interessen von Rheingold vermitteln. Die neuesten Erwerbungen der rheinischen Sammlergruppe Rheingold, zu deren Mitgliedern auch die in Mönchengladbach lebenden Brüder Viehof gehören, demonstrieren ein Interesse für künstlerische Werkserien, deren Hintergründe und/oder Medien einen tieferen Einblick in die Haltung ihrer Produzenten geben.
Peter Doig: Werke der vergangenen neun Jahre – Erwerbung der Plakate des Studio Film Club
Der britische Maler Peter Doig (*1959) eröffnete in seiner Wahlheimat Trinidad ein Kino, welches seit 2003 dem dortigen Monopol von Hollywood-Filmprogramm einen Widerpart liefert: Filme wie „Pierrot le Fou“ oder „Angst Essen Seelen auf“ wurden dort gezeigt und demonstrierten nachgeholte „Film-Lektionen“ ebenso wie eine unerwartet große Film-Leidenschaft von Peter Doig: Zu jedem Film malte Doig ein Plakat, dessen Motiv Hinweise auf Inhalt und persönliche Erinnerung des jeweiligen Films gibt. Aufgrund der Notwendigkeit, eine bessere Ausstattung für das Kino zu erreichen, entschied sich Doig für den Verkauf seiner Plakate. Rheingold erwarb sie kürzlich in kompletter Serie; in Absprache mit dem Künstler werden auch alle zukünftigen Plakate in die Sammlung eingehen. Auf Wunsch des Künstlers werden im Museum Abteiberg vier Motive des Studio Film Club gezeigt, dazu einführend einige Gemälde und Aquarellwerke, welche den künstlerischen Kontext Trinidads sowie auch die Entwicklung und Breite von Doigs Werk exemplarisch darstellen.
Jörg Immendorff, Akademie für Adler. Das großartige, ewige 1. Semester, 1989
Bevor Jörg Immendorff im Jahr 1989 seine Professur an der Städelschule in Frankfurt antrat, entstand im Sommer 1989 eine Serie von Gemälden, mit der er das Phänomen einer Kunstakademie bildnerisch zu fassen suchte. Es handelt sich um Gemälde auf schwarz-grauem Grund, deren Anlehnung an die berühmten Schultafel-Vorträge von Joseph Beuys unübersehbar ist. Form, Motiv und Text dieser Serie sind in dieser Hinsicht bedeutsam: Sie demonstrieren künstlerische Gedankengänge und Wertwanderungen von einer Generation (Beuys) zur nächsten (Immendorff). Unter dem Titel „Akademie für Adler. Das großartige, ewige 1. Semester“ wurde Immendorffs Werkserie im Jahr 1990 im Frankfurter Portikus ausgestellt. Im Jahr 2004 hat die Sammlung Rheingold das gesamte, seither kaum mehr präsent gewesene Konvolut aus dem Werk Immendorffs erworben.
Albert Oehlen / Jonathan Meese: Spezialbilder 2001–2004
Albert Oehlen und Jonathan Meese haben vor wenigen Tagen, anlässlich der Rheinschau in Köln, erstmalig Gemeinschaftswerke vorgestellt. Die Zusammenarbeit dieser beiden Künstler stellte eine überraschende Kommunikation zwischen zwei künstlerischen Generationen her, die zu neuen Fragestellungen führt: zur möglichen Wiederentdeckung von ,Wilder Malerei‘ und zum möglichen Gewinn von generationsübergreifenden Autorenschaften.
Rheingold hat signifikante Werke aus der Serie der ,Spezialbilder‘ erworben, über die Albert Oehlen kürzlich im Interview äußerte: „Jetzt ist mit diesen Bildern die Möglichkeit da, über diesen Begriff, über das ,Wilde‘ neu nachzudenken. Unsere Bilder haben den Spirit. Sie sind eine nachträgliche Version von dem, was eigentlich hätte sein müssen. Das ist ein ganz großer Vorwurf an die Kunstgeschichte.“ (im Gespräch mit Jonathan Meese und Johanna Adorján, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24. Oktober 2004)
Daniel Richter: DRK – die Kleinformate 1999 bis 2004
Kaum jemand weiß, dass hinter den großen Gemälden Daniel Richters Detailstudien und experimentelle Kompositionen stehen. Der in Hamburg lebende, in Berlin arbeitende Maler hat zur Vorbereitung der großformatigen Gemälde eine Vielzahl malerischer Skizzen auf kleinformatigen Leinwänden produziert. Sie waren nie öffentlich zu sehen und für lange Zeit ein persönliches Kapitel seiner künstlerischen Arbeit. Die Sammlung Rheingold erwarb diese Studienarbeiten, deren Perspektiven auf das Detail künstlerischer Beschäftigung hinweist. Ebenso wie beim Konvolut von Peter Doigs Filmplakaten handelt es sich auch hier um eine offene Serie, die jetzt ausschnitthaft vorgestellt werden soll und langfristig von Rheingold verfolgt werden wird.