Suse Weber, in Leipzig geboren und diesjährige Stipendiatin der Josef und Hilde Wilberz-Stiftung der Stadt Mönchengladbach, treibt sich bevorzugt in Zonen reglementierter Zusammenkünfte herum. Für ihre Kunst nutzt sie Materialien, die industriell vorgefertigt wirken und an serielle Industrieprodukten erinnern. Während ihres Aufenthalts in Mönchengladbach recherchierte sie in der Vereinslandschaft Mönchengladbachs und entwickelte ein neues emblematisches Skulpturenensemble und parallel dazu einen Animationsfilm mit dem Titel MODELL FORMEL: VEREIN.
Dabei interessierten sie die drei Behauptungen, dass der Verein, historisch betrachtet, eine moderne Erscheinung, ein Kind der Aufklärung sei, der das Individuum von traditionellen Bindungen und Zwängen freisetze, dass der Verein, politisch betrachtet, nach 1945 neu installiert, die kleinste demokratische Grundform in der Bundesrepublik sei, und dass der Verein, wirtschaftlich betrachtet, beworben wird als ideales Netzwerk für ausländische Investor:innen. Sie untersuchte Embleme der Sportvereine, Uniformen und Rituale der Schützenvereine und Bruderschaften auf Veränderungen ihrer Bedeutung und ihre Lesbarkeit in der Gegenwart hin und choreografiert diese in ihrer aktuellen Arbeit.
Das Werk Formel: Verein setzt sich aus vier symbolischen Grundkörpern zusammen, die sie selbst betitelt als: die Stadt, das Individuum, die Hierarchie und der Anlass. Angeordnet auf einer politischen Schienenkonstruktion sind diese um ein Dreifachsymbol gruppiert. Sie bilden einen Formenkomplex und damit einen Grundbaustein für das Figurenemblem.
In ihrem Film, für dessen Animation Jörg Koslowski verantwortlich war, stellt sie Verbindungen der Einzelsymbole her und unterscheidet nicht zwischen ihrem recherchierten Ausgangsmaterial und den vorangegangenen Entwürfen. Sie übernimmt den Charakter der Skulpturen und überträgt sie auf die Animation. Die Einzelfiguren bleiben sehr grafisch und die verwinkelten Bewegungsabläufe werden unterbrochen durch propagandistisch wirkende Zusatzinformationen.
Der Animationsfilm besitzt den Charakter eines Modells und verweist auf ihre neue skulpturale Arbeit, die von 12. April bis 4. Mai 2008 im MMIII Kunstverein Mönchengladbach zu sehen sein wird.