Das Museum Abteiberg öffnet immer wieder mal die Schubladen seiner Grafischen Sammlung, um für einige Wochen einen spannenden Blick auf die empfindlichen Schätze zu gewähren, die aus konservatorischen Gründen nur vergleichsweise selten dem Licht ausgesetzt sein dürfen. Diesmal sind es ganz besondere Kostbarkeiten, die nach vielen Jahren erstmals wieder präsentiert werden.
Es handelt sich um Zeichnungen und Druckgrafiken des Expressionismus aus dem Bestand des Museums, dessen Qualität und Reichhaltigkeit immer wieder aufs Neue überrascht. In einer ersten Auswahl werden Arbeiten auf Papier von Max Beckmann den Zeichnungen und Grafiken von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Emil Nolde gegenübergestellt, die alle drei der Künstlergemeinschaft Die Brücke angehörten. Max Beckmann dagegen wird immer wieder – und zu Recht – als Einzelgänger charakterisiert, der sich nur bedingt den Expressionisten zuordnen lässt. So kommt es zu aufschlussreichen Begegnungen. Dem radikalen Individualismus eines Max Beckmann mit seiner schonungslosen Vorliebe für inszenierte Selbstporträts und kritische Gesellschaftsszenen steht das eher harmonische, Mensch und Natur versöhnende Menschenbild eines Erich Heckel oder eines Ernst Ludwig Kirchner gegenüber. Die ausgestellten Werke entstanden in einem Zeitraum von zirka fünfzehn Jahren, das früheste 1909. Eine Ausnahme bildet der späte Holzschnitt „Drei Akte im Wald“ von Ernst Ludwig Kirchner, der im Jahr 1935 entstand. Ihm ist gegen Ende der Ausstellung, am 16. Januar 2011, ein Vortrag gewidmet, in dem Dr. Alexander Eiling, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Entwicklung und Wandlung dieses Bildmotivs bei E. L. Kirchner erläutern wird.
Der Vortrag wird ermöglicht durch freundliche Unterstützung des Museumsvereins Mönchengladbach.