Im Rahmen der Ausstellung 100 Jahre Stiftung Walter Kaesbach. Expressionismus am Museum Abteiberg (9. Dezember 2022 bis 7. Januar 2024) entstand in Kooperation mit Studierenden der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf der Studienraum Provenienzforschung, der auch über den Zeitraum der Ausstellung hinaus erhalten bleibt.
Schon seit vielen Jahren erforscht das Museum Abteiberg die Herkunft seiner Sammlung, um einen möglichen NS-verfolgungsbedingten Entzug zwischen 1933 und 1945 auszuschließen. Gerade in den 1950er und 1960er Jahren, als das städtische Museum Mönchengladbach Werke der klassischen Moderne ankaufte, waren auf dem Kunstmarkt viele Objekte im Umlauf, bei denen es sich um Raubkunst der Nationalsozialisten aus jüdischem Besitz handelte. Diese Kunstwerke gilt es, in den Sammlungen ausfindig zu machen und den Eigentümer:innen oder Erb:innen zurück zu geben. Vor diesem Hintergrund gehört die Provenienzforschung, also die Erforschung der Herkunft der Objekte, zu den Kernaufgaben eines jeden Museums.
Die Studierenden des Studiengangs Kunstvermittlung und Kulturmanagement stellten sich die Frage, wie sich die komplexe Arbeit der Provenienzforschung in einem Museum für das Publikum anschaulich vermitteln lässt. Sie erarbeiteten für Ernst Ludwig Kirchners Weiblicher Akt im Grünen (1914/15) einen Zeitstrahl, der die Geschichte des Gemäldes auf kunst- und zeithistorischer Ebene erfahrbar macht. Durch eine Auslassung in der Wand ist im Studienraum die Rückseite des Kunstwerks sichtbar. Ausgehend von den dort befindlichen Etiketten sind nun der Forschungsprozess und die Bewertung der Quellen in einem wandgroßen Schaubild nachvollziehbar. Weitere Beschilderungen erklären wichtige Begriffe der Provenienzforschung und das Prinzip der sogenannten „Provenienzampel“. An jedem Ersten Sonntag im Monat stehen Art Guides für Fragen und Gespräch zur Verfügung.
Abb.: Ausstellungsansicht 100 JAHRE STIFTUNG WALTER KAESBACH. EXPRESSIONISMUS AM MUSEUM ABTEIBERG, Studienraum Provenienzforschung, Museum Abteiberg, Mönchengladbach, Foto: Achim Kukulies