Eröffnung: Sonntag, 25. Mai, 12 Uhr
in Anwesenheit von Gerhard Richter und Jürgen Wesseler, Initiator des Kabinetts für Aktuelle Kunst Bremerhaven
Begrüßung: Dr. Gert Fischer, Kulturdezernent, Mönchengladbach
Einführung: Moritz Wesseler, Direktor, Kölnischer Kunstverein und Susanne Titz, Direktorin, Museum Abteiberg
Gerhard Richter hat eine kleine Ausstellung entworfen für den Raum der 8 Grauen Bilder, die nach vielen Jahren erstmalig reisen und Teil seiner kommenden Werkschau der großen Bilderräume und -zyklen in der Fondation Beyeler in Basel sind („Bilder / Serien“, 18. Mai bis 7. September).
Richter zeigt währenddessen im Museum Abteiberg eine Serie von 20 Lackbildern, die im Jahr 1971 im Kabinett für Aktuelle Kunst Bremerhaven zu sehen und danach für lange Zeit verloren waren. Im Werkverzeichnis gelistet als Farbtafeln (9 Farben) sind es für Richter tatsächlich Einzelgruppen aus dem großen Konzept der 180 Farben gewesen, die er damals in der Bremerhavener Ausstellung thematisierte. In einem frühen Kölner Lager wiedergefunden, frisch restauriert und von Richter korrigiert mit dem Titel 180 Farben erscheint die komplette Serie der 20 weißgrundigen Farb-Paneele jetzt erstmalig wieder in der Öffentlichkeit.
Richters Ausstellung „180 Farben“ im Kabinett für Aktuelle Kunst in Bremerhaven ist so legendär wie die Präsentation „Graue Bilder“ 1974 im alten Städtischen Museum Mönchengladbach in der Bismarckstraße: Farben aus der Lackindustrie, nach dem Zufalls- und Losverfahren zusammengebracht, ohne kompositorisches Denken, ohne Rücksicht auf die ästhetisch-visuelle Qualität der Farbnachbarschaften.
Ähnlich wie in der „grauen“ Gladbacher Ausstellung, die nichts als graue Bilder in verschiedenen Größen und Proportionen enthielt, ging es auch in der Bremerhavener Ausstellung um einen Entzug von Handschrift, künstlerischer Aura und Autorenschaft und um den modellhaften Schauraum, in dem man plötzlich das Medium Bild vor Augen hatte, weil man zugleich alle und keine Bilder sah.
In der neuen Ausstellung der 20 Farbtafeln stellt Richter im Kleeblattraum auf der Plattenebene erneut eine räumliche Konstellation her, in der die Reflexion von Raum und Betrachter sowie auch das generell Modellhafte seiner Arbeiten sichtbar wird: Zu sehen ist dabei – neben mehreren präzise ausgewählten Werken aus Richters Atelier – auch „Grau“, Richters Edition für den Museumsverein Mönchengladbach aus dem Jahr 1974: ein normierter rahmenloser Bildhalter, dessen Glas und Klammern er 1974 vollflächig grau übermalte.
Mit der Entleihung der 8 Grauen Bilder nach Basel endet auch die Konstellation dieser Werkserie mit Martin Kippenbergers Modell Interconti, das seit 2009 als Leihgabe der Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann in diesem Raum zu Gast war. Bis zur Abreise der 8 Grauen Bilder nach Basel besteht bis zum 4.Mai letztmalig Gelegenheit zur gemeinsamen Betrachtung.