Zum ersten Mal zeigte der österreichische Künstler Hans Weigand in einem deutschen Museum seine Bilder, die er, wie der Ausstellungstitel verrät, dem Phänomen der Satellitenschüssel widmete. Weigand äußerte sich dazu in einem Interview: „Die Satellitenschüssel war für mich so wie die öffentliche Skulptur im privaten Raum, eine Art Fingerzeig ‚Hilfe, ich brauche Kommunikation! oder Information oder sonst irgendwas. Und ausschlaggebend war, dass mein Vater in Tirol in einer ganz biederen Gegend ein Haus an eine jugoslawische Familie vermietet hat, und deren erster Akt – und das hat mich schwer beeindruckt – war, dass die in den englischen Rasen eine große Metallstange reingeschlagen und eine Satellitenschüssel draufmontiert haben. Da habe ich gewusst, das ist Inspiration!“

Wenn man von Bildern spricht, dann nur in der ungefähren Bedeutung des Wortes. Genau gesagt sind es Computerprints nach Fotografien, die Weigand manipulierte und malerisch behandelt hatte, indem er die Druckfarbe selbst manuell veränderte. So neu wie diese Bilder, so neu war das Thema Satellitenschüssel. Wie ein Virus verbreitete sich der früher nur als Radarschirm bekannte Empfangsteller, eroberte im Nu die Dächer und Balkone der Städte, angefangen vom Villen- bis zum Elendsviertel, so als sei man jetzt mit dem Kosmos in Verbindung getreten. Ein letztes Stück von vermeintlicher Individualität, um die Freiheit der Fernsehprogramme auszukosten.

Hans Weigand, 1954 in Hall in Tirol geboren, ist weder Maler noch Bildhauer, obwohl er den Umgang mit diesen Materialien kennt. In den 1970er- und 1980er-Jahren drehte er viele Videos und machte Musik (Freejazz). Doch eigentlich ist er Grafiker, der mit Farbe und Materialien hantiert, indem er sie als Bedeutungsträger für kulturelle Botschaften einsetzt. Schon während seines Studiums in den 1970er-Jahren erkannte er, dass es nicht darum ginge, Meisterwerke zu schaffen, sondern mit den Resten und Codes umzugehen, die andere Künstler:innen beiseite gelassen hatten. Vor den SAT-Bildern gab es merkwürdige Schriftbilder und folienüberzogene Gegenstände, sämtlich Kunstobjekte, deren Bedeutungsgehalt und Absicht mit der Idee von Reproduktion zu tun hatten.

Hans Weigand hat die Rolle des künstlerischen Glücksritters in der Wiener Szene gerne angenommen. Während andere um Ausstellungen und Professuren buhlten, musste man seine Werke regelrecht suchen. Das hat sich geändert. Vor der Ausstellung „Alpenblick“ in der Kunsthalle Wien prangt das überdimensionale Transparent eines Bauernhauses – natürlich mit Satellitenschüssel.

Die Ausstellung wurde unterstützt durch das Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten Wien und der Österreichischen Botschaft Bonn.

Zu der Ausstellungstournee, die über Wien und Nizza nach Mönchengladbach führte, ist ein Katalogbuch (mit Interviews von Michel Bourel, Veit Loers, Peter Noever) im Oktogon-Verlag zum Preis von DM 29,- erschienen.