Beide Künstler haben die deutsche Kunstszene der 1980er- und 1990er-Jahre nachhaltig geprägt. Jetzt treten die in Krefeld geborenen und aufgewachsenen Brüder im Museum Abteiberg mit neueren und neuesten Arbeiten gemeinsam auf. Markus Oehlen (* 1956) zeigt Bilder und Skulpturen der letzten Jahre, Albert (* 1954) Ölbilder und große Aquarelle, die sich um ein Bildthema ranken, mit dem er sich in den letzten Jahren vornehmlich beschäftigt hat. Die Oehlens traten während und nach ihrem Studium an verschiedenen Kunstakademien seit den späten 1970er-Jahren mit Bildern, aber auch mit Collagen und Skulpturen an die Öffentlichkeit. Albert Oehlen lebt heute in La Palma und Köln. Er hat seit dem Jahr 2000 eine Professur an der Kunstakademie in Düsseldorf inne. Markus Oehlen lebt nach Aufenthalten im In- und Ausland seit einigen Jahren wieder in Krefeld und ebenfalls in La Palma.

Markus Oehlen, der mit Fotocollagen begann, entwickelte in den mittleren 1980er-Jahren eine unverwechselbare Bildsprache, die sich bis heute aus grafischen Elementen wie Monotypien aus Schnur, Siebdruckrastern und Batiken zusammensetzt. Ironie, politische Aktualität und fantastische Visionen prägen die Inhalte. Die vielschichtigen und farblich intensiven Dispersion- und Lackgemälde der letzten Jahre entwickeln ein Geflecht aus plakativen abstrakten und gegenständlichen Elementen, die wie dreidimensionale Gebilde auf die Leinwand projiziert erscheinen. Die zuweilen ausladenden Schnurskulpturen, zumeist tönend, mit Radios oder Tapes und Lautsprechern versehen, erscheinen wie autonom gewordene Teile dieser Bilder. Sie kokettieren mit afrikanischen Sisalmöbeln oder Fünfziger-Jahre-Klischees.

Albert Oehlen, sowohl bekannt durch seine symbolisch verschlüsselten, politischen und surrealen Szenerien der 1980er-Jahre, durch seine abstrakten Bilder der 1990er-Jahre und schließlich die großen Ink-Jet-Computer-Prints zeigt eine Reihe von malerischen Arbeiten in den für ihn typischen Venezianer- und Rubens-Farben in Übermaltechnik, auf denen er sich einem offensichtlich mythologischen Thema ironisch nähert. Surreale Welten wie von Alfred Jarry (Ubu Roi) oder Friedrich Schröder-Sonnenstern scheinen sich mit den abstrakten Schlieren und Farbbahnen eines Larry Poons zu treffen, um die Welten des Gegenständlichen und Abstrakten miteinander zu versöhnen.

Dass beide Brüder – erstmals in Deutschland – nebeneinander ihre Arbeiten aus den letzten Jahren zeigen, ist zwar auch als künstlerisches Konzept in der Folge der Ausstellungen Franz West, Martin Kippenberger, Günther Förg im Museum Abteiberg zu verstehen, aber auch als Geste. Jeder von ihnen hat in den 1980er- und 1990er-Jahren eine eigene Bildsprache entwickelt, dennoch gibt es substanzielle Gemeinsamkeiten. Bei Albert Oehlen, der in den 1980er-Jahren auch mit der Idee der Collage („Ewige Feile“) arbeitete und sich seit einigen Jahren des Mediums des Computerprints bedient, haben gegenständliche Elemente oft eine sprachliche, teils ironische, teils mythologische Konnotation. Nach einer Phase der Abstraktion beleben in den letzten Jahren wieder gegenständliche Chiffren die Bilder. Bei Markus Oehlen bestand der gegenständliche Part eher in der Art von Hieroglyphen. In den letzten Jahren baut er seine Bilder aus vielen farbigen Schichten und Ebenen auf.

Viele Gemeinsamkeiten sind nicht zu übersehen: Beide arbeiten mit räumlich verschränkten Liniengeflechten konzeptueller Natur. Seit Jahren haben beide eine intensive Beziehung zum hispanischen Raum, was sich auch in der gesteigerten Farbigkeit ihrer Arbeiten äußert. Außerdem haben sie (z.B. zusammen mit Rüdiger Carl ) gemeinsame Platten und CDs produziert.

In den Räumen des Museums Abteiberg wurde mit der Ausstellung von Markus und Albert Oehlen heiss gekocht und kalt gegessen. Die verschlüsselten Bereiche des Mythos und des Humores entnimmt man auch dem Titel, der prophetisch wie ein biografisches Glaubensbekenntnis verkündet: DDER RITT DER SIEBEN NUTTEN – DAS WAR MEIN JAHRHUNDERT.

Zur Ausstellung erschien ein Katalog mit einem Text von Rudolf Schmitz beim Verlag Walther König. Im November gab der Museumsverein Mönchengladbach zwei Editionen der Künstler heraus.