Frank Kupka (1871–1957) zählt zu den großen Wegbereiter:innen der abstrakten Kunst Anfang des 20. Jahrhunderts, dessen Leistung jedoch erst spät erkannt wurde und noch heute eine eher unzureichende Würdigung erfährt. Die Besonderheit dieser Künstlerpersönlichkeit liegt nicht zuletzt darin, dass Kupkas Werk einerseits deutlich der Kunst der Jahrhundertwende – insbesondere dem Jugendstil und dem Symbolismus – verbunden ist, und Kupka das Formenvokabular einer organischen Ornamentik immer wieder variierend aufgreift, während er sich andererseits gleichzeitig einer sehr radikal reduzierten geometrischen Formensprache bedient, so dass sein Œuvre gegensätzliche Tendenzen nebeneinander bestehen lässt.

Frank Kupka, der gebürtige Tscheche, der 1871 in Ostböhmen geboren wurde und an den Akademien in Prag und Wien studierte, lebte seit 1896 in Frankreich, wo er Kontakte zu Alphonse Mucha, aber auch zu Marcel Duchamp, Fernand Léger, Robert und Sonja Delaunay und anderen pflegte.

1926 entstand ein faszinierendes Album mit 24 schwarz-weißen Holzschnitten, die „Quatre Histoires de blanc et noir“, die er auf eigene Kosten in Paris drucken ließ. Diesen Druckgrafiken maß er eine so große Bedeutung innerhalb seines gesamten künstlerischen – in erster Linie malerischen – Œuvres bei, dass er ihnen ein manifestartiges Vorwort voranstellte.

Vier künstlerische Motive werden jeweils in einer Sequenz von sechs Blättern variiert. Diese „Vier Geschichten über Weiß und Schwarz“ sind zwischen den beiden Polen einer ornamental geprägten (Geschichten 1 und 3) und einer konstruktivistisch orientierten (Geschichten 2 und 4) Formensprache angesiedelt. Eine Verwandtschaft insbesondere der letzten Sequenz der Holzschnitte mit dem Gemälde „Panneau décoratif“ (1926), das sich seit 1987 als Leihgabe der Mönchengladbacher Sparkassenstiftung im Museum Abteiberg befindet, ist unverkennbar.

Dieses Meisterwerk der Druckgrafik aus der Sammlung Etzold wurde zuletzt 1992 im grafischen Kabinett des Museums Abteiberg gezeigt.

Ab 27. April 2008 ist es wieder zu sehen – und zwar in Ergänzung zu der Gruppenausstellung „So ist es und anders“, die in Kooperation mit dem Museum Sztuki in Lodz entstand und mit Edward Krasinski einen Protagonisten vorstellt, der auf seine Weise konstruktivistisch reduzierte Formensprache und surreale Welten vereint.