Das Künstlerduo Little Warsaw, András Gálik (*1970) und Bálint Havas (*1971), zählt zu den international bedeutendsten ungarischen Künstler:innen der jungen Generation. 2003 bespielte Little Warsaw den ungarischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Zu den zahlreichen Ausstellungsorten der vergangenen Jahre zählen u.a. die 2. Berlin Biennale und die Manifesta 2008 in Südtirol, das Stedelijk Museum Amsterdam, die Apex Art Gallery New York, der Hamburger Kunstverein und andere mehr.

András Gálik und Bálint Havas waren von April bis Oktober 2009 Atelierstipendiaten der Stadt Mönchengladbach. Zum Abschluss ihres Aufenthalts präsentiert das Museum Abteiberg nunmehr eine Serie ganz neuer Arbeiten, die während der vergangenen Monate in enger Zusammenarbeit mit dem Museum produziert wurden. Gezeigt werden mehrere Rauminstallationen, Filme und ein fotografisches Projekt, die jeweils einem spezifischen Museumsraum zugeordnet sind, u.a. dem Vortragssaal und dem Unterrichtsraum in der Gartenebene.
Die Geschichte dieses Museums Abteiberg erzeugt eine ortsspezifische Anwendung für Fragen, die Little Warsaw in seinen aktuellen Arbeiten stets neu zur Diskussion bringt. Was bedeutet Geschichte? Wie verändert sich der Mensch, die Gesellschaft? Oder, in einer noch konkreteren Fragestellung, die bei Little Warsaw nunmehr zur künstlerischen Versuchsanwendung wird: Wie blickt man auf die Veränderungen anderer, wie auf die eigenen Wandlungen? Und: Was passiert, wenn man das Gleiche in einer anderen Zeit nochmals wahrnimmt, bedenkt und zu verstehen sucht? Little Warsaw erinnern in ihrer multimedialen, auf verschiedene Räume ausgerichteten Präsentation, an das allgegenwärtige Duell von Geschichte und Gegenwart im Museum Abteiberg.
Sie operieren mit dem unvergleichlich intensiven Nachhall von künstlerischen Haltungen der 1960er- und 1970er-Jahre in diesem Haus, vermeiden dabei allerdings jegliche Sentimentalität, sondern stellen mit ihrem eigenen Tun, mit prozessualen Arbeiten, die den historischen Prozessen folgen und auf vielfache Weise andere Menschen bzw. örtliche Zusammenhänge in sich integrieren, eine heutige Perspektive für die Rolle von Künstler:innen her.

Zur Geschichte des städtischen Atelierstipendiums in Mönchengladbach: Seit 1998 vergibt die Stadt Mönchengladbach mit Unterstützung der Josef und Hilde Wilberz-Stiftung ein Atelierstipendium an Bildende Künstler:innen, dessen ursprüngliche Idee auf den ehemaligen Mönchengladbacher Museumsdirektor Johannes Cladders zurückgeht und in den 1980er Jahren – u.a. an die frühe Mönchengladbacher Ateliergemeinschaft von Ulrich Rückriem und Blinky Palermo erinnernd – Künstler:innen wie Sandro Chia und Giuseppe Penone als Gäste der Stadt einlud.

Die Stadt Mönchengladbach und die Josef und Hilde Wilberz-Stiftung stellen den internationalen Stipendiaten für ein halbes Jahr ein Gastatelier nebst Wohnung und einen Lebenshaltungskostenzuschuss zur Verfügung. Zum Ende des Aufenthaltes entsteht eine Ausstellung in einem öffentlichen Ausstellungsraum in Mönchengladbach. Bisherige Stipendiaten waren seit 1998: Gil Shachar (IL), Andreas Kaiser (D), Mieke van Schaijk (NL), Sandra Voets (D), Yael Davids (IL/NL), Tal R (IL/DK), Hunor Petö (H), Antonio Ortega (E), Yves Mettler (CH), Yukako Ando (JP), Vera Lossau (D), Diango Hernández (C), Anna Meyer (CH), Shirley Wegner (IL/USA), Stani Michiels (B), Suse Weber (D) und Jon Erlend Larsen (N). Die Künstlergruppe Little Warsaw wurde eingeladen auf Vorschlag von Yilmaz Dziewior, 2002 bis 2008 Direktor des Kunstvereins Hamburg, nunmehr Direktor des Kunsthaus Bregenz.