Eine Ausstellung in vier Proben
Konzept / Dramaturgie: Nairy Baghramian

OPEN DRESS: Ausgehend von einem Konzept, das 2008 erstmalig für einen Kunstverein entworfen wurde, findet jetzt eine Erweiterung des Gedankens in den Museumsraum statt: Der Zusammenhang und auch die Widersprüchlichkeit des Nebeneinanders unterschiedlicher künstlerischer Praktiken soll hier zur Debatte stehen. Dies auch als Reaktion und Kommentar auf einen großen und immer globaleren Kunstbetrieb, in dem es einen Zuwachs an Gruppenausstellungen gibt, worin Kunstwerke zusammengestellt werden, ohne dass eine sichtbare inhaltliche Beteiligung der Künstler erkennbar ist.
Das Konzept dieser Ausstellung unternimmt den Versuch, genau diese Involviertheit an die Künstler:innen zurück zu geben. Zu erleben ist eine Serie von Ausstellungsszenen, in denen jegliche Setzung, Handlung und Veränderung von den Künstler:innen selbst entschieden wird. Eingeladen sind hierzu drei Kolleg:innen, die unterschiedlich nahe sind. Eine lange persönliche Nähe existiert zu dem Maler Lukas Duwenhögger, Absolvent der Kunstakademien in München und Düsseldorf, der seit vielen Jahren in Istanbul lebt. Zu dem jüngeren Konzeptkünstler Danh Vo hat sie seit dessen frühen Frankfurter Jahren Kontakt. Lutz Bacher hingegen, eine amerikanische Kollegin mit männlichem Pseudonym, die nach vielen Jahren der Zurückgezogenheit jetzt wieder Ausstellungen zeigt, kannte Nairy Baghramian nicht persönlich und sprach sie aus Interesse an ihrer Arbeit für dieses Projekt an.

Im Hintergrund dieser Ausstellung steht durchaus ein kunsthistorisches und -politisches Interesse: Es geht um die Gegenwart von Künstler:innen, Museen und deren Betrachter:innen. Insofern ist es bedeutend, dass hier Positionen gegenübergestellt sind, die eine unterschiedliche Wahrnehmung im institutionellen Feld der Ausstellungen und Sammlungen besitzen. Sie werfen Fragestellungen über die Notwendigkeit, die Dauer und die Quantitäten von öffentlicher Repräsentation auf. So begann die Ausstellung sehr programmatisch mit einer Einzelpräsentation entliehener Arbeiten Lukas Duwenhöggers, der vor vielen Jahren auf Distanz zum wachsenden Kunstbetrieb und den auswuchernden Ausstellungskonzepten von Kurator:innen und Institutionen ging – und gerade deshalb gedanklich und konzeptuell eine wichtige Position darstellt. Nairy Baghramian selbst, Danh Vo und Lutz Bacher erschienen in dieser ersten Szene in einem offenen Lager von Arbeiten, die lediglich ausgepackt waren. Im Dezember, Januar und März folgten weitere Objekte sowie andere Konstellationen bzw. Proben, deren mysteriös-magische Titel internationalen Bühnenbegriffen folgten.

ab 1. Februar 2015
TUTTI
mit neuen Arbeiten von Lutz Bacher und von Danh Vo, realisiert von Danh Vo und Phung Vo
Nach STELLPROBE und ICHI-GO ICHI-E folgt am 1. Februar die Probe TUTTI.
Im offenen Ausstellungsfoyer realisierten Danh Vo und dessen Vater Phung Vo die Wandarbeit Dirty Dancing. Aus New York kommt Lutz Bacher, die einen Film sowie eine neue Formation ihrer Llamas installiert.

15. März 2015, 12 Uhr
4. AKT mit N.N.

NAIRY BAGHRAMIAN hatte bereits zahlreiche Ausstellungen, zumeist mit räumlich- installativen Konzepten, mehrfach in Kooperation mit anderen Künstler:innen, so in der Serpentine Gallery London (mit Phyllida Barlow) oder im Neuen Aachener Kunstverein. Ihre jüngsten Einzelausstellungen fanden statt u.a. in The Art Institute of Chicago, Museum Serralves Porto, MIT List Visual Arts Center, Cambridge, Sculpture Center New York, Museo Rufino Tamayo, Mexico City, Muzeum Sztuki Lodz, Stedelijk Museum, Kunsthalle Basel und der Kunsthalle Mannheim, wo sie 2012 den Hector Kunstpreis erhielt.
Sie war beteiligt an den Skulptur Projekten Münster 2007, der Berlin Biennale 2008 und 2014, dem Glasgow International Festival of Visual Art 2011 sowie der Ausstellung ‚Illuminations’ der 54. Biennale Venedig 2011.

Das Projekt wird großzügig gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West, die Hans Fries-Stiftung und die Sammlung vibro.