Vor einem Jahr definierte das Museum Abteiberg die Leitlinie seiner aktuellen Arbeit als ein verstärktes Zusammendenken von Ausstellungs- und Sammlungsarbeit und von Forschungs-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Wir bemerken, dass es von zunehmender Bedeutung ist, dieses Zusammendenken zu praktizieren, und stellen Ihnen hier folgend unser Programm 2024 vor. Wir freuen uns auf Ihr Interesse.

18. Februar

www.museum-moenchengladbach-1967-1978

Nach einer ersten Vorstellung im Januar 2023 wird am 18. Februar 2024 die Fertigstellung des digitalen Archivprojekts Die Ausstellungen und Kassettenkataloge des Städtischen Museums Mönchengladbach 1967–1978 gefeiert. Die Website präsentiert die Vorgeschichte des Museums Abteiberg – das berühmt gewordene Programm des damaligen Direktors Johannes Cladders im Alten Städtischen Museum in der Bismarckstraße.

Dr. Susanne Rennert, eine der fundiertesten Kennerinnen der Kunstgeschichte der 1960er  und 70er Jahre, begann 2016 mit der Arbeit an diesem Projekt. Sie sichtete die erhaltenen Dokumente, rekonstruierte die insgesamt 86 Ausstellungen und Veranstaltungen der Jahre 1967 bis 1978 und erzeugte aus ihren Beschreibungen eine Chronologie von 86 Kapiteln. Rennerts Texte leben von der Präzision einer Spurensuche, die zurück in eine Zeit mit verhältnismäßig wenigen fotografischen Belegen geht. Sie sammelte Erinnerungen von internationalen und lokalen Zeitzeug*innen und führte zahlreiche  Interviews, z.B. mit  Anatol, Carl Andre, Daniel Buren, Braco Dimitrijević, Richard Long, Reiner Ruthenbeck und Lawrence Weiner.

Das vom Landschaftsverband Rheinland und vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW geförderte mehrjährige Projekt dieser neuartigen Website bietet sowohl für das breite Publikum, als auch für viele Forschungsvorhaben zur Kunstgeschichte der 1960er und 70er Jahre einen unerwartet großen Fundus, einen unmittelbaren Kontakt zu Dokumenten und Hintergrundinformationen aus dem Archiv des Museums.

5. Mai – 23. Juni
& 6. Oktober – 5. Januar 2025
KUNSTHALLE FOR MUSIC in Mönchengladbach

Act II & III

Die KUNSTHALLE FOR MUSIC war bereits 2022 am Abend des 40-jährigen Jubiläums des Museums Abteiberg im Skulpturengarten zu erleben. 2024 folgen Act II und III für Mönchengladbach, eine sechswöchige Live-Musik-Ausstellung im Museum Abteiberg und ein großes Kompositionsprojekt für die Stadt.

Der in Berlin lebende US-amerikanische Komponist und Künstler Ari Benjamin Meyers (*1972 in New York) erforscht in seinen international realisierten Projekten Strukturen und Prozesse, die das performative, soziale und ephemere Wesen von Musik neu definieren. Die KUNSTHALLE FOR MUSIC gründete er 2017 als eine nomadische Institution, die an Orten der Bildenden Kunst und im öffentlichen Raum agiert, mit Aufführungen und Ausstellungen an der Schnittstelle zwischen Musik und Kunst (u.a. Rotterdam, Santa Barbara, Moskau, Philadelphia).

Act II: Nach Auftritten in sammlungslosen Ausstellungshallen gastiert die KUNSTHALLE FOR MUSIC in Mönchengladbach erstmalig in einem Museum. Umgeben von der Sammlung des Museums Abteiberg entsteht eine Live-Musik-Ausstellung, die Kontakt zu den erweiterten Kunstbegriffen der 1960er und 70er Jahre aufnimmt und deren historische Ideale in Erinnerung ruft. An vier Tagen pro Woche führt das Ensemble der KUNSTHALLE FOR MUSIC ganztägig Werke aus dem Songbook von Meyers auf: Es enthält neben eigenen Kompositionen u. a. Stücke von Erik Satie, Julius Eastman und Yoko Ono. Zudem lädt Meyers drei internationale Künstler*innen dazu ein, ein neues Stück zu entwerfen, das in die Ausstellungspartitur aufgenommen und in Mönchengladbach uraufgeführt wird.

Act III ist ein Kompositionsprojekt für Mönchengladbach, ein „neues Lied für  die Stadt“ (Meyers).  Es wird dabei um die Gesänge im Fußballstadion gehen. Die einnehmende „Power dieses gigantischen Klangkörpers“, der die Massen im Stadion bewegt, wird aus den Fußballspielen herausgelöst und an ikonische, teils schöne und identitätsstiftende, teils verlassene und ungesehene Orte in der Stadt versetzt. Zentrale Idee von Ari Benjamin Meyers ist es, dass Fußball- und Kunstpublikum zusammenkommen.

Das „neue Lied“ und das Making-of von Act III werden am 6. Oktober im Wechselausstellungsraum des Museums Abteiberg präsentiert. An den Aufführungsorten selbst wird die Musik über QR-Codes hörbar.

Bis 6. Oktober 2024
FELDVERSUCH #3: FINE – KNOWLES

Feldversuch #3: Fine – Knowles führt die alphabetisch strukturierte Versuchsreihe weiter, in der SAMMLUNG/ARCHIV ANDERSCH seit 2021 präsentiert wird. Feldversuch #3 setzt auf partizipative Vermittlungsformate, in denen Kunst ganz im Sinne von Fluxus mit dem alltäglichen Leben der Besucher*innen verbunden wird. Hierzu zählt neben der anlässlich der Eröffnung veranstalteten „Schnippeldisko“ auch eine Mail Art-Aktion, bei der während der gesamten Ausstellungslaufzeit von Besucher*innen Postkarten gestaltete werden können.

Neben Objekten und Dokumenten von unter anderem Albert M. Fine, Al Hansen, Geoffrey Hendricks, Dick Higgins, Joe Jones, Milan Knižák und Alison Knowles präsentiert das Museum Abteiberg in der alphabetischen Übersicht auch Bestände von Dorothy Iannone und Allan Kaprow, die eher zum erweiterten Umfeld von Fluxus gehören, aber mit Dorothee und Erik Andersch und ihrem persönlichen Fluxus-Netzwerk eng verbunden waren. 

Ab 21. November 2024
FELDVERSUCH #4: KÖPCKE – ROTH

Feldversuch #4: Köpcke – Roth nimmt neben Werken und Dokumenten von Arthur Köpcke und Dieter Roth unter anderem auch Shigeko Kubota, George Maciunas, Yoko Ono, Robin Page und Benjamin Patterson in den Blick.

Gerade Arthur Köpcke und Dieter Roth spielen für das Museum Abteiberg eine besonders interessante Rolle, da sie bereits seit vielen Jahrzehnten mit wichtigen Werken in der Museumssammlung vertreten sind. Diese Arbeiten können nun durch den 2017 erworbenen umfangreichen Bestand aus SAMMLUNG/ARCHIV ANDERSCH weiter kontextualisiert werden. Zudem wird mit George Maciunas, der als Initiator von Fluxus gilt, eine zentrale Figur des Fluxus-Netzwerks sichtbar.

2025 wird die Ausstellungsreihe der Feldversuche schließlich mit Feldversuch #5: Saito – Ay-O in die letzte Runde gehen. Die aus der Versuchsreihe gesammelten Erkenntnisse werden dann in die Einrichtung eines Schaumagazins eingehen, in dem der gesamte Bestand von SAMMLUNG/ARCHIV ANDERSCH, bestehend aus Kunstobjekten, einer Bibliothek und Archivmaterial, langfristig untergebracht werden soll.

Das Gesamtprojekt SAMMLUNG/ARCHIV ANDERSCH wurde initiiert durch eine Ankaufsförderung der Kulturstiftung der Länder, des Landes NRW und der Hans Fries-Stiftung. Seit 2021 unterstützt das Programm Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW die Aufarbeitung und Ausstellung der Bestände, ergänzend gefördert durch die Hans Fries-Stiftung.

SAMMLUNG / DEPOTS

Auf 3.500 m² des von Hans Hollein erbauten Museums Abteiberg wird neben den temporären Ausstellungen in wechselnden Präsentationen die Sammlung gezeigt. Diese wächst – entsprechend der vom internationalen Museumsrat ICOM definierten zentralen Museumsaufgabe des Sammelns kulturellen Erbes – durch Neuankäufe und Schenkungen stetig an. Das Depot ist das versteckte Herzstück der Sammlung. Seit Hollein 1972 begann, das Museum inklusive seiner Depotflächen zu entwerfen, sind die künstlerischen Ausdrucksformen vielfältiger und zum Teil großformatiger geworden. Die ursprüngliche Depotfläche musste seitdem erweitert werden, die Lagerung der Werke wird zurzeit neu systematisiert.

Unter den Neuerwerbungen für die Sammlung sind rückblickend auf 2023 besonders hervorzuheben:

– Marianne Wex (1937-2020), Let’s Take Back Our Space: ‘Female’ and ‘Male’ Body Language as a Result of Patriarchal Structures: Leg and Foot Positions, 1977/2018 sowie aus derselben Serie Historical Example Heads, 1977/2018, angekauft aus Eigenmitteln sowie mit Unterstützung privater Förderer.
– Julia Scher (*1954), Danger Dirty Data (1991) und The Schürmann House (1991-2017), Schenkungen der Sammlung Schürmann, Aachen, im Rahmen der Ausstellung Julia Scher. Hochsicherheitsgesellschaft.

VERMITTLUNG / BILDUNG

Die Kunstvermittlung beschreitet neue Wege, die Menschen in Mönchengladbach an der Kunst der Gegenwart teilhaben zu lassen. Hierzu zählen neu zugeschnittene Führungen, Workshops für Schulklassen und außerschulische Projekte für Kinder und Jugendliche zu den laufenden Ausstellungen und aktuellen gesellschaftlichen Themen. Das Vermittlungsangebot für jugendliche Zielgruppen verfolgt einen dialogischen und partizipativen Ansatz. In einer intensiven Vernetzung mit Akteur*innen der kulturellen Bildung in Mönchengladbach erprobt das Museum Abteiberg offene Formate der Partizipation. Vermittlungsformate sollen künftig verstärkt unter Einbindung von Fokusgruppen entwickelt werden.

Die erfolgreich eingeführten medienpädagogischen Angebote werden 2024 weitergeführt. Von Audio- bis zu Gaming-Workshops vermitteln Medienkünstler*innen und -pädagog*innen Techniken der audiovisuellen Medienproduktion. Zugleich entsteht eine kreative Auseinandersetzung mit der Gegenwartskunst. Außerdem wird eine kritische Reflexion digitaler Medien und der Mediennutzung thematisiert. In Kooperation mit dem jfc Medienzentrum e. V. wird 2024 ein jugendliches Redaktionsteam für das Jugendradio des Kulturrucksacks NRW am Museum Abteiberg aufgebaut.

Das Museum Abteiberg reagiert auf gesellschaftliche Herausforderungen und Veränderungen. Inklusion und Integration sind wichtige Fragestellungen, die verstärkt in die Konzeption der Vermittlung einfließen. Im Frühjahr 2024 wird das Atelier Strichstärke der Stiftung Hephata, das 2023 intensiv in den Räumen der Präsentation Kaesbach arbeitete, diese Arbeiten erstmalig in den Museumsräumen zeigen. Damit werden autodidaktische Werke von Menschen mit Behinderung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die offene ukrainische Kunstklasse soll sich 2024 zu einer internationalen Kunstklasse für Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund bzw. Fluchterfahrung öffnen und weiterentwickeln. Im Sinne einer transkulturellen, diversitätssensiblen Gesellschaft wird das soziale Miteinander von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher gesellschaftlicher, religiöser wie auch kultureller Herkunft gefördert.

OFFEN FÜR SCHULEN:

DAS SCHÖNSTE KLASSENZIMMER DER STADT

Ein Fokus der kulturellen Bildungsarbeit liegt auf der Kooperation mit Partnerschulen, die sich bewusst auch an unterschiedliche Schulfächer richtet: Das Museum wird als Klassenzimmer genutzt. In Zukunft werden strukturell breit verankerte Angebote der kulturellen Bildung an Schulen eine größere Rolle spielen. Aufgabe wird sein, die in den letzten Jahren entwickelten Formate wie das Museumscurriculum für Grundschulen auszugestalten und mit weiteren Angeboten zu verzahnen.

OFFEN FÜR ALLE

AB 2024: EINTRITT FREI BIS 18!

Die städtischen Museen in Mönchengladbach wollen ab 2024 so einladend für Kinder und Jugendliche sein, wie es viele Museen in Deutschland gerade werden: freier Eintritt bis einschließlich 18 Jahre. Die bisherige Familienkarte wird abgeschafft, denn das neue Prinzip ist offener und günstiger, speziell für all jene, die allein mit Kindern ins Museum kommen: Nur Erwachsene zahlen, regulär oder ermäßigt – sofern sie nicht Mitglied im Museumsverein Abteiberg e.V. oder in der Otto von Bylandt-Gesellschaft sind.

ERSTER SONNTAG

Zahlreiche Besucher*innen nutzen seit 2006 den ERSTEN SONNTAG im Monat bei freiem Eintritt, stündlichen Führungen und offener Malklasse, um das Museum Abteiberg kennenzulernen. Das Programm ERSTER SONNTAG ist ein Angebot, das sich an ein breites Publikum richtet und Barrieren abbaut. Es wird durch die Stadtsparkasse Mönchengladbach gefördert und 2024 fortgesetzt.

MG_ARTFRIENDS / DRITTER DONNERSTAG

Weiterhin sind die DRITTEN DONNERSTAGE mit langer Öffnungszeit bis 22 Uhr auf dem Weg, sich als offene Abende für inhaltliche Angebote zu etablieren, initiiert durch die junge Gruppe der MG-Artfriends im Museumsverein und durch neue Kooperationen mit Vereinen und freien Gruppen.

BILDNACHWEISE

Abb. 01 Digitales Archivprojekt www.museum-moenchengladbach-1967-1978, Audiovision Museum Abteiberg, Foto: Achim Kukulies

Abb. 02 Installationsansicht KUNSTHALLE FOR MUSIC, Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam, 2018, Foto: ©️ Kunstinstituut Melly

Abb. 03 Nordkurve, Stadion im Borussia-Park, Mönchengladbach, Foto: Jens Dirk Päffgen

Abb. 04 Dorothy Iannone, The Next Great Moment in History Is Ours, 1970, ANDERSCH COLLECTION/ARCHIVE at Museum Abteiberg, © Courtesy The Estate of Dorothy Iannone / Air de Paris, Romainville, Foto: Achim Kukulies

Abb. 05 Robin Page, Survival Telescope, 1973, SAMMLUNG/ARCHIV ANDERSCH im Museum Abteiberg, Foto: Achim Kukulies

Abb. 06 Alexandra Bircken, Janus, 2016, Joanne Greenbaum, Untitled (Biological), 2006, Sammlungsansicht September 2023, Foto: Achim Kukulies

Abb. 07 Kulturcaster Filmprojekt 2023, Foto: Diana Kaiser

Abb. 08 Vermittlung, Foto: Museum Abteiberg